Mai

2024

Bolivien

La Paz und Rurrenabaque

Wir verlassen Uyuni und fahren nochmals die fast 30 Kilometer vorbei am Salzsee. Und schwelgen in Erinnerungen. Diesmal biegen wir allerdings nicht links ab, sondern steuern auf unseren strahlenden, frisch geputzten Maschinen auf La Paz zu, unserem nächsten größeren Ziel.

Heute werden wir dort jedoch noch nicht ankommen. Die Strecke ist uns einfach zu lange. Stattdessen wollen wir zu einem Art Bergfluss fahren, der durch heiße Quellen gespeist werden soll. Der Weg, weg von der Hauptstraße hin zu den heißen Quellen ist eine schöne Schotterpiste durch ein kleines Tal mit winzigen Dörflein, die immer wieder die Straße säumen. Die Straße wird immer schmaler, bis sie nach einem Thermalbad, das am Arsch der Welt steht, nur noch zu einem einspurigen Track wird, der links und rechts tiefe Auswaschungen und noch tiefere Löcher hat. Wir kommen recht gut vorbei und fahren durch die immer tiefer werdenden Sandpassagen. Irgendwann entscheiden wir, dann doch mal anzuhalten und zu schauen, ob der Fluss, an dem wir schon die ganze Zeit entlang fahren, tatsächlich warm ist. Was für eine Enttäuschung! Der Fluss ist kalt und obwohl hier wohl schon mehrere Camper übernachtet haben, ist uns der Platz dann doch noch zu nahe an den Wohnhäusern, die zu den bewirtschafteten Feldern rings um uns gehören. Wir beschließen, unser Glück an einem anderen Platz zu suchen und fahren wieder runter zur Hauptstraße.

Nichts an dem Tal lässt vermuten, dass ein lauwarmer Fluss mitten hindurch fließt. Mehr als lauwarm ist er leider auch nicht.

Ein paar Kilometer weiter gibt es einen Platz, auf offenem Feld, aber menschenleer, auf dem uns unsere Bochumer schon erwarten. Wir stellen unser Zelt auf, machen etwas zu essen und gehen dann unsere Nachbarn besuchen, um uns einen netten Abend zu machen.

Keine Menschen, aber dafür ein junger Wachhund.

Am nächsten Tag geht es ein weiteres Stück weiter in Richtung La Paz. Für Morgen haben wir zusammen mit Laura und Adrian ein AirBnB gebucht. Von unserem heutigen Wildcampingspot, der zwar nicht sonderlich schön ist, aber an dem wir dennoch eine ruhige Nacht verbringen, sind es nicht einmal mehr 100 km.

Da wir unsere Unterkunft erst gegen 15 Uhr beziehen können, beschließen wir, einen kleinen Umweg nach La Paz zu fahren. Anstatt die große Nationalstraße zu nehmen, nehmen wir einen Schotterpass, der über die nahegelegene Bergkette führt und uns dann deutlich unterhalb der Hauptstadt wieder auf eine größere Straße bringt. Der Pass ist teils sehr eng und führt uns über erstaunliche Höhen. Der Aufstieg ist problemlos machbar und belohnt uns schließlich mit einem gigantischen Blick hinunter auf die riesige Hauptstadt. Von hier erkennt man super, dass die Stadt in einem Kessel liegt und dass ein nicht unerheblicher Teil des Stadtgebietes auch auf dem Hochplateau liegt, bevor es die Abbruchkante hinunter in das Stadtzentrum geht.

Pause am Scheitelpunkt des Passes. Im Hintergrund nur zu erahnen: Das Hochplateau und der Kessel von La Paz.

Der Weg vom Pass hinunter ist deutlich spannender als der hinauf. Wobei spannend manchmal etwas untertrieben ist. Die Straße ist teils sehr, sehr steil und eng und wir müssen uns tierisch konzentrieren, unsere Motorräder kontrolliert ins Tal zu bringen. Über unzählige Serpentinen geht es letztlich fast 1300 Meter ins Tal. Daran, dass Nadi nicht allzu gesprächig ist, erkennt man, dass sie sich sehr anstrengen muss. Dementsprechend froh ist sie, als wir endlich unten angekommen sind. Allerdings hat sie unten ein fettes Grinsen im Gesicht und sagt: „Das war jetzt mal ein richtig geiler Pass!“. Diese Aussage wäre nach einer solchen Fahrt zu Beginn unserer Reise noch undenkbar gewesen!

Eine der breiteren Stellen des Passes bietet genügend Platz um Bilder zu machen.

Nach einer recht spannenden Fahrt durch die Stadt und ihre Ausläufer und dem vergeblichen Versuch an mehreren Tankstellen Sprit zu bekommen, erreichen wir unsere Unterkunft mitten in der Innenstadt. Wir haben eine Wohnung im 23. Stock mit Tiefgarage! Nobel, nobel. Wir richten uns gemeinsam mit den Bochumern ein, schmeißen die erste von vielen Wäschen an, gehen in die Stadt, um etwas zu essen zu suchen und machen uns einen schönen Abend.

Die folgenden Tage werden genutzt, um wieder mal Reiseberichte zu schreiben, Dinge für den Rücktransport der Motorräder zu organisieren und einige Touranbieter in Rurrenabaque zu vergleichen.

Unser Ausblick vom Balkon im 23. Stock unseres Aribnb!

Einen der Tage in La Paz nutzen wir, um den berühmten Hexenmarkt zu besuchen. Früher wurden hier allerlei rituelle Gebrauchsgegenstände für Schamanen und „Hexen“ verkauft. Heute reihen sich hier Souvenirstände jeglicher Größe, Form und Preislage aneinander. Den Versuch, hier eventuell einen Alpacca-Pulli für uns zu finden, geben wir sehr schnell wieder auf. Verhandelt wird hier nicht gerne, auch wenn es hier so Brauch ist, und wir haben keine Lust einen der Pullis zu kaufen, die in jedem Laden in identischer Form verkauft werden. Dass die alle handgefertigte Unikate sein sollen, bezweifeln wir bald, nachdem wir den gleichen Pulli in fünf verschiedenen Läden finden. Der Hexenmarkt stellt sich als herbe Enttäuschung heraus und wir beschließen, lieber wieder zu gehen. Immerhin die Rückfahrt zur Unterkunft mit einer der vielen Gondeln, die mittlerweile die ganze Stadt durchkreuzen, ist etwas wirklich Besonderes. Auch wenn wir dadurch eher das Gefühl haben, im Skiurlaub zu sein, als in der bolivianischen Hauptstadt. Abends gehen wir noch in ein schönes Restaurant und stoßen auf Adis 33 Geburtstag an.

Touri-Markt statt Hexenmarkt. Tausende kleiner Läden, die das immer gleiche Zeug verkaufen.
Das einzige Relikt der alten Zeiten sind die paar Alpaka-Föten die hier noch scheinbar zur Zier zu hängen scheinen.

Da uns La Paz so rein als Stadt alles andere als von den Socken haut, bleiben wir die meiste Zeit in unserem AirBnB, schlafen aus und gehen viel essen. Schließlich will der Luxus den wir hier haben auch ausgenutzt werden.

Unser letzter Tag in La Paz bricht an und wir machen uns auf den Weg nach Rurrenabaque. Wir wollen versuchen, die Stadt am größten Amazonas-Zufluss Boliviens in zwei Tagen zu erreichen. Laut Landkarte sollte das eigentlich kein allzu großes Problem sein. Es sind gerade mal um die 500 Kilometer. Leider lässt uns La Paz nicht so einfach los. Wir müssen quer durch die Innenstadt, um auf die Hauptstraße ins Urwaldgebiet zu gelangen. Zwar ist der Verkehr hier nett ausgedrückt chaotisch, aber im Großen und Ganzen machbar. Leider ist heute auf der Hauptstraße, die aus der Stadt führt Markt. Das heißt, dass die eigentlich zweispurige Straße auf eine Spur reduziert ist. Und um das Verkehrschaos zu vervollständigen, halten auf der einzig übriggebliebenen Spur alle zwei Meter die Sammeltaxis an, um Leute aus- und einsteigen zu lassen. Leider können wir uns nicht, wie die ganzen einheimischen Motorradfahrer, am Rand durchdrücken, weil unsere Motorräder mit den Koffern und Taschen viel zu breit sind. Also müssen wir zusammen mit den permanent hupenden Autos und den ständig anhaltenden Taxis zusammen warten, bis wir endlich durch den kilometerlangen Markt gelangen. Nach fast drei Stunden erreichen wir endlich das Schild, mit dem uns die Stadt La Paz eine schöne Reise wünscht und uns ein andermal gerne wieder begrüßen würde. „Jaja am Arsch!“, mault Adi und ist sich sicher, dass er nie wieder freiwillig in diese Stadt zurück fahren wird! Dass es mitten im Stau auf dem Markt angefangen hat zu regnen trägt natürlich auch nicht unbedingt zur Stimmungsaufhellung bei. Immerhin die Straße ist genial! Bevor die Straße hinunter ins Regenwaldgebiet führt, geht es erstmal nochmal richtig hoch. Der Pass hinter La Paz bringt uns auf knapp über 4600 Meter. Hier regnet es nicht mehr. Es schneit. Gott sei Dank haben wir vorhin in der Stadt noch unsere Pullis ausgezogen, damit es uns unter unseren Regenkombis nicht zu warm wird…

Die Umfahrung der früheren Hauptverbindungsstrecke, der „Death-Road“, ist eine schier unendliche Aneinanderreihung von gigantischen und perfekt geteerten Serpentinen, die uns in sehr raschem Tempo fast 3000 Höhenmeter in die Tiefe bringt. Mit jeden hundert Metern, die wir weiter runter kommen, merken wir, wie es feuchter und wärmer wird. Als wir schließlich die 1000er-Marke knacken, ist es schon so heiß und feucht, dass wir gar nicht wissen, was wir noch alles auszeihen sollen, um nicht zu zerfließen. Leider hört jetzt auch die schön geteerte Straße auf und wird zu einer teils schlecht geteerten, teils gut geschotterten Straße, auf der nur noch diejenigen schnell fahren können, die genau wissen, wo die tiefen Schlaglöcher sind. Leider fängt es jetzt auch noch zu regnen an und wir kriegen bei jedem entgegenkommenden LKW die volle Ladung Matsch und Dreck ab. Und wenn man wie Nadi weder das Visier zu hat, noch den Kopf wegdreht, wenn die Matschwelle angeflogen kommt, hat man relativ schnell das volle Geschmackserlebnis der nassen Schotterpiste im Mund.

Nach einem anstrengenden Tag verschiedenster Klimazonen und höchst unterschiedlicher Straßenbedingungen, erreichen wir unser Ziel auf der Hälfte des Weges nach Rurrenabaque. Das Städtchen in dem wir wegen des Regens ein viel zu teures Hostelzimmer nehmen, heißt Caranavi und wird uns höchstens als einer der hässlichsten Zwischenstopps Boliviens in Erinnerung bleiben.

Am nächsten Morgen machen wir uns sehr früh auf den Weg, um noch so frühzeitig in Rurrenabaque anzukommen, um einige Tourenanbieter abzuklappern. Wir haben sogar das riesige Glück, in Caranavi Sprit zu bekommen. Und das sogar zum Local-Preis. Der liegt bei 3,75 Bolivianos je Liter. Das sind umgerechnet gerade mal 50 Cent. Hatte es also doch was Gutes, dass wir hier hergekommen sind.

Die Straße nach Rurrenabaque stellt sich als die schlechteste heraus, die wir in Bolivien bisher das zweifelhafte Vergnügen hatten, fahren zu dürfen. Ein Schlagloch größer als das andere. Wir erwischen ein paar Mal richtig üble Löcher und sind froh, unsere Maschinen nicht alle zwei Kilometer komplett zu schrotten. Wir finden zwei einheimische Motorradfahrer, die die Schlaglöcher wohl gut kennen, und hängen uns hinter sie, um wenigstens den gröbsten Gefahren aus dem Weg zu gehen.

Eines der kleineren Schlaglächer. Man kann sogar drumherum fahren!

Nach einem halben Tag voller Torturen für unsere Motorräder erreichen wir endlich Rurrenabaque, finden ein günstiges und schönes Hostel und machen uns dann auf den Weg, um die drei vorausgewählten Touren nochmals persönlich aufzusuchen.

Wir entscheiden uns für die günstigste und sicher abenteuerlichste der drei. Wir werden zwei Nächte im Dschungel, eine Nacht in einer Dschungel-Lodge und eine Nacht in der Pampa-Lodge verbringen. Für die Zeit dürfen wir freundlicherweise unsere Motorräder im Innenhof des Hostels stehen lassen, wo sie wettergeschützt und diebstahlsicher aufbewahrt sind.

Am Morgen des Tourbeginns treffen wir uns in Mikis Büro, unserem Touranbieter, der selbst aus einer indigenen Kommune kommt und in unmittelbarer Umgebung des Urwalds aufgewachsen ist. Wir packen dort unsere Rucksäcke, bekommen Isomatten, Decken, Moskitonetze, Hemden, Gummistiefel und Macheten. Dann packen wir noch Proviant für die folgenden Tage ein und machen uns auf den Weg zum Anleger, wo unser Boot schon auf uns wartet.

Fröhlich grinsend und noch nicht komplett verschwitzt und verdreckt geht es zu Fuß durch Rurrenabaque.
Der Fahrtwind auf dem Boot sorgt sogar dafür, dass man trotz Schwimmwesten nicht zerfließt.

Der erste Halt ist bei der größten indigenen Kommune in diesem Waldgebiet. Hier üben wir zum ersten Mal, unsere Macheten richtig einzusetzen. Wir gehen auf ein Zuckerrohr-Feld und schlagen jeder ein großes Zuckerrohr. Um das nicht ganz unnütz gemacht zu haben, werden die Stangen dann geputzt, gewaschen und anschließend durch die große, traditionelle Zuckerrohrpresse gejagt. Mit unseren sechs Stangen Zuckerrohr erbeuten wir so einen stolzen Ertrag von fast 5 Litern. Der wird sofort an Ort und Stelle mit Eis und Limonen gemischt und getrunken. Sehr erfrischend!

Bevor wir wieder zum Boot gehen, fragt unser Guide, Jesus, ob wir noch Pomelos für das nächste Frühstück vom Baum pflücken wollen. Er stellt eine recht rudimentäre Leiter in den Baum und sagt: „Dann geht mal hoch und holt euch eure Früchte.“. Nachdem keiner so richtig „hier“ schreit, steigt Adi in den Baum und besorgt für jeden unserer siebenköpfigen Reisegruppe eine schöne, gelbe Pomelo.

Es folgt eine dreistündige Bootsfahrt flussaufwärts, auf der wir die Fahrtluft des Bootes genießen. Sobald man den Fahrtwind nicht mehr hat, ist es sofort so schwül, dass einem das leichte Hemd von einer auf die nächste Sekunde am Körper klebt.

Die Übung wurde erfolgreich gemeistert!
Das Macheten-Test-Gebiet ist sehr grün und groß! Es ist genügend für alle da.

Etwas spät erreichen wir den Startpunkt unserer Wanderung in den Dschungel. Wir packen unsere Rucksäcke zusätzlich noch voll mit Wasser und Essen, ziehen unsere Gummistiefel an, nehmen jeder eine Machete und machen uns angeführt von Jesus, unserem Guide, auf den Weg in den Wald. Wir durchqueren vier kleinere Flüsse, die gerade so hoch sind, dass das Wasser nicht oben zu den Stiefeln hineinläuft. Zumindest wenn man eine größere Größe hat. Die drei Frauen, die unserer Reisegruppe angehören, haben etwas Pech. Die Stiefel sind nicht nur etwas kleiner, sondern auch dementsprechend niedriger. Alle drei haben nach der zweiten Flussdurchquerung nasse Füße. Dass die Socken in diesem Klima wieder trocknen scheint eher unwahrscheinlich.

Nicht mehr viel mehr und das Wasser läuft in den Stiefel. Da hilft auch die Machete nichts!

Nach ca. einer Stunde Wanderung quer durch den Urwald, erreichen wir den Platz, an dem wir die Nacht verbringen werden. Jesus gibt uns die Anweisungen, welche Bäume und Blätter wir abhacken und hier her bringen sollen, um unsere kleine, eigene Schutzhütte zu bauen. Mit unseren Macheten bewaffnet machen wir uns also gemeinsam auf in den Wald und hacken munter drauf los. Die bambusartigen Stangen werden mit kleinen Lianen zu einem Grundgerüst zusammengebaut, über das dann zum Schluss als Dach viele, große Palmwedel geworfen werden, die eine recht dichte Deckung ergeben. Um nicht direkt auf dem Boden schlafen zu müssen, werden die gleichen Palmwedel noch dicht auf dem Boden verteilt. Dann werden Isomatten und Stoffdecken daraufgelegt und das Moskitonetz darüber gehängt. Noch die Bettlaken hineingeworfen, die als Decke dienen und fertig ist das Schlafgemach für die Nacht.

Sehr rudimentär, aber die selbstgebaute Hütte tuts schon für die Nacht. Zumal es eh etwas schneller gehen muss!
Und fertig ist das Schlafgemach.

Das Abendessen wird über dem offenen Feuer gekocht. Es gibt Nudeln mit Gemüsesoße. „Morgen müsst ihr euch das Essen selber fangen. Wir haben nur was für die erste Nacht dabei.“, sagt Jesus und grinst. Während das Essen auf dem Feuer köchelt, müssen wir noch dafür sorgen, dass wir das Essen überhaupt zu uns nehmen können. Also zeigt uns Jesus, wie man aus großen, dicken Blättern Teller faltet und aus Bambus unsere eigenen Löffel schnitzt.

Nachdem wir gegessen haben und unser selbstgemachtes Geschirr und Besteck im Lagerfeuer gespült wird, machen wir uns auf den Weg zur Nachtwanderung. Wir wollen Spinnen, Vögel, Schlangen und sonstiges Viehzeug finden. Wobei wenn wir sagen: „Wir“, meinen wir hauptsächlich Jesus. Er ist schon fast enttäuscht, als wir nach einer Stunde Gelatsche durch die Dunkelheit nichts, bis auf eine kleine (anscheinend aber sehr giftige Spinne) finden. Der Rest der Reisegruppe ist darüber allerdings nicht ganz so enttäuscht. Wir legen uns in unsere selbstgebauten Unterkünfte und machen es uns so gemütlich wie möglich.

Wohl bekomm´s! Die großen Blätter sind wirklich super Teller.
So lässt´s sich gut aushalten! Nicht so ungemütlich, wie der Großteil unserer Reisegruppe findet!

Am nächsten Morgen ist Jesus der Erste, der wach ist und schon rumwuselt, als der Rest um sieben aufsteht. ER hat gestern, als wir anderen schon geschlafen haben, noch einen Fisch unten am Fluss gefangen, den es nun zum Frühstück gibt. Auch nicht schlecht!

Sehr reichhaltiges Frühstück!
Sogar die Becher für den morgendlichen Kaffee kommen aus dem Wald.

Gut gestärkt durch Fisch mit Reis und Kaffee aus selbstgebastelten Bambusbechern geht es auf zur nächsten Wanderung durch den Wald. Diesmal lotst und Jesus durch den Wald, um uns verschiedene Heilpflanzen, Vögel und Affen zu zeigen. Er zeigt uns einen Baum, der so giftig ist, dass im Umkreis von anderthalb Metern um seinen Stamm nicht einmal Unkraut wächst. Wenn man dessen Rinde isst, ist das schon bei kleinen Dosen tödlich. Allerdings wird ein stark verdünnter Tee aus dieser Rinde genutzt, um Parasiten im Verdauungssystem zu bekämpfen und abzutöten. Ein Tee aus der Rinde eines anderen Baumes wird als Viagra des Waldes genutzt. Jesus grinst und erklärt, dass diese Bäume gerade bei der älteren Generation sehr beliebt seien.

Gerade als wir weiter wollen, schaut Jesus nach oben, lauscht und gibt uns ein Zeichen, leise zu sein. Auf einmal raschelt es laut und es hört sich an, als würden viele Äste brechen. Jesus zeigt nach oben und über unsere Köpfe hinweg schwingt eine ganze Gruppe Spinnenaffen. Die relativ großen, schwarzen Affen sind blitzschnell und fliegen schon fast von Ast zu Ast. Interessant ist, dass die Tiere zur Fortbewegung erst ihre langen Schwänze um den nächsten Ast schlingen, bevor sie Hände und Füße nachziehen. Ihren Namen haben die Affen daher, dass sie, wenn sie „stehenbleiben“ ihren Schwanz, sowie Hände und Füße gleichzeitig nutzen, um sich festzuhalten und so nicht selten eine Silhouette entsteht, die an eine Spinne im Netz erinnert. Wir versuchen den Tieren durch den Wald zu folgen, sind aber am Boden viel zu langsam. Nach zwei Stunden Wanderung durch den Wald kehren wir also wieder zu unserem Camp zurück.

 

Auch das Wasser der Lianen probieren wir. Erstaunlich viel läuft aus dem Holz!
Schwer erkennbar, aber dennoch erkennbar: Der Spinnenaffe.

Jesus verteilt Angelschnüre und zeigt uns, wie man aus dem Bambusrohr Maden schält, um die auf den Haken zu stecken, als Köder für Sardellen, die wir im Fluss fangen sollen. Die wiederum benötigen wir als Köder für die Fische, die wir eigentlich fangen wollen, um heute Abend etwas zu essen zu haben.

Unsere Angelkünste sind durch die Bank sehr bescheiden. Deswegen sind wir froh, dass Jesus allein vier kleine Sardinen fängt, die wir dann als Köder verwenden können.

Mit diesen Ködern können Adrian und Adi tatsächlich erfolgreich drei größere Fische aus dem braunen Wasser ziehen. Immerhin dieses kleine Erfolgserlebnis haben wir!

Nachdem wir unsere Beute erfolgreich verpackt und unser Nachtlager wieder abgebaut haben, machen wir uns auf den Weg zurück zum Boot. Auch diesmal gibt es beim Durchqueren der vier Flüsse wieder nasse Füße. Diesmal für die ganze Mannschaft. Haben aber noch einmal das Glück einige Spinnenaffen von ganz nah zu sehen. Nach einer ca. 20-minütigen Bootsfahrt erreichen wir einen schönen, kleinen Sandstrand, auf dem zwei kleine Palmhütten stehen. Immerhin die müssen wir heute nicht selbst bauen. Wir hängen unsere Netze auf und genießen die Aussicht. Es ist sehr idyllisch hier. Da hier keine Bäume stehen, sehen wir viele der bunten Papageien über unsere Köpfe hinwegfliegen. Man kann ihre rot-blaue Färbung sehr gut sehen und das Farbenspiel des Himmels rundet das Schauspiel vollends ab. Wir sind alle miteinander hin und weg!

Die kleinen Hütten sind schon bezugsfertig.

Zum Abendessen gibt es unseren frisch gefangenen Fisch mit ein wenig Beilagen, die wir dann doch noch irgendwo im Boot verstaut hatten. Verhungert wären wir also auch ohne unseren Fisch nicht. Allerdings wertet der traditionell im Blätternetz zubereitete Fisch das Abendessen eindeutig auf.

So einfach kann eine Küchenausstattung sein.

Nach dem Abendessen sitzen wir ums Lagerfeuer, Jesus erzählt einige seiner Geschichten und Erfahrungen aus der Zeit als Waldarbeiter in Cochabamba und wir kauen alle auf den von ihm mitgebrachten Koka-Blättern rum, bis uns die Wangen einschlafen.

Nach einem gemütlichen Abend voller interessanter und teils auch sehr abenteuerlich- unglaubwürdiger Geschichten gehen wir schlafen.

Der nächste Morgen begrüßt uns mit bewölktem Himmel, was aber gar nicht mal so schlimm ist, da es damit auch nicht ganz so warm ist. Nach dem Frühstück geht es wieder zurück auf´s Boot. Der nächste Halt ist der Nist-Fels der Papageien, die gestern Abend über unsere Köpfe hinweg geflogen sind. Der Weg dorthin führt uns eine Dreiviertelstunde weg vom Boot über kleine Pfade durch diesmal sehr dicht bewachsenen Urwald. Auf der Strecke sehen wir allerlei Affenarten, aber am drolligsten sind die schier unzähligen Kapuziner-Äffchen. Die kleinen Tierchen machen einen riesen Radau, als sie ganz in unserer Nähe durch die Bäume klettern, springen, sich auf die tieferen Ebenen fallen lassen und miteinander streiten wie die Bekloppten. Unsere gesamte Gruppe steht mit offenen Mündern und gezückten Kameras da und beobachtet das Spektakel. Irgendwann können und müssen wir uns allerdings losreißen, denn wir wollen ja eigentlich weiter zu den Papageien.

Bei dem Gerangel und Gehüpfe ist es sehr schwierig ein gutes Foto hinzubekommen!

Mitten im Wald erreichen wir einen Platz mit zwei zerfallenen Häusern. Früher war hier einmal der Parkeingang zum Nationalpark in dem wir uns seit drei Tagen befinden, erklärt uns Jesus. Früher führte hier auch unmittelbar der Fluss vorbei. Allerdings gab es vor fünf Jahren eine Flut, die so stark war, dass der Fluss das bestehende Ufer überflutet und weggedrückt hat. Der Flusslauf hat sich daraufhin umgebettet und mittlerweile führt der Strom so weit weg vom früheren Parkeingang, dass dieser nur noch als Wohnort für Fledermäuse dient. Dementsprechend zerfallen sind auch die einst sehr aufwändig gefertigten Holzstege auf dem Weg zum Papageien-Felsen, weswegen wir kurzerhand neben ihnen hergehen. Nach ein paarhundert Metern erreichen wir einen nicht ganz soooo zerfallenen Aussichtsturm, von dem aus man einen super Ausblick auf den Felsen hat, in dem sich unzählige Löcher befinden, in denen viele verschiedene Papageien-Pärchen sitzen und in den Dschungel glotzen.

Die zerfallene Eingangs-Hütte dient nur noch als Wohnsitz für Fledermäuse.
Und auch der Wald holt sich Stück für Stück zurück was ihm abgerungen wurde.
Wenig vertrauenserweckend, diese gut angegammelten Treppenstufen…

Wir verbringen hier eine gute halbe Stunde, machen unzählige Bilder, Videos und beobachten die großen bunten Vögel.

Schön prominent sitzen die Vögel vor uns und putzen ihr Gefieder.
Wenn das Gefieder sauber ist, kann sich auch wieder zu zweit in den Ausguck gesetzt werden.

Auf dem Rückweg beobachten wir erneut die große Gruppe der kleinen, aufgedrehten Äffchen und machen uns dann auf zur letzten Aktion, die uns im Dschungel erwartet: Wir bauen ein traditionelles Floß, mit dem wir den Fluss abwärts in Richtung unserer Unterkunft für die Nacht fahren.

Für das Floß fällen wir Balsa-Bäume, deren Stämme genutzt werden, um das eigentliche Floß zu machen und aus deren Rinde die Seile gezogen werden, um die Stämme zusammenzuhalten. Als Paddel nehmen wir dicke Bambus-Stöcke und als wir unsere Badehosen und die leider verpflichtenden Schwimmwesten angezogen haben, schieben wir die Flöße ins Wasser und paddeln los. Jeweils drei Personen je Floß geht es die teils recht imposanten Stromschnellen runter. Als wir in manchen Bereichen der Schnellen heftig aufsitzen, stellen wir fest, dass der Fluss mitnichten so tief ist, wie das braune Wasser vermuten lässt.

Sehr rudimentär aber dennoch zweckdienlich: die schmalen, traditionellen Balsaholz-Flöße.

Nach einer sehr spaßigen Fahrt ziehen wir unsere Gefährte an Land und machen uns auf zur Unterkunft. Hier werden wir bereits von Miki erwartet, der uns mit einem breiten Grinsen im Gesicht fragt, wie es uns gefallen hat. Das Grinsen in unseren Gesichtern lässt ihn, so glauben wir, nicht daran zweifeln, dass uns die fast drei Tage Dschungel gefallen haben! Bevor wir irgendetwas anderes machen, gibt es allerdings erstmal ein richtig fettes Mittagessen. Man könnte schon fast das Gefühl haben, dass unser Veranstalter Angst hatte, dass wir im Urwald fast verhungert sind. Nach dem Essen beziehen wir unsere Zimmer für die Nacht. Wir haben ein großes Zimmer mit großem Bett, einem Balkon, genialer Aussicht auf den Fluss und sogar einer Hängematte! Wir fühlen uns wie im Himmel. Nach einer ausgiebigen, warmen Dusche finden wir uns alle auf dem Hauptplatz der Unterkunft ein. Hier zeigen uns Miki und Jesus, wie man Kakaobohnen röstet, sie mahlt und anschließend mit Milch und Zucker verrührt, um eine Schokocreme herzustellen. Die schmeckt so gut, dass sogar Adi es übers Herz bringt Bananen hineinzutauchen und (mit viel Schokolade!) genussvoll zu essen! Nachdem die ganze Schokolade aufgegessen ist, verabschiedet sich Jesus von uns. Er hat morgen eine andere Gruppe im Dschungel und geht heute Nacht zurück zu seiner Familie in Rurrenabaque, bevor er morgen wieder für ein paar Tage weg ist. Wir bedanken uns bei ihm, dass er uns unbeschadet und wohlbehalten wieder zurückgebracht hat und hoffen, dass wir uns irgendwann mal wieder über den Weg laufen.

Abends gehen wir gemeinsam mit Miki noch ein kleines Stück über das Gelände der Unterkunft. Er will uns unbedingt ein paar der Mitbewohner hier zeigen. Natürlich handelt es sich dabei um drei riesige Spinnen, die tagsüber in ihren Tunneln versteckt sind und sich erst nachts heraustrauen, um u jagen. „Sind die nicht wunderschön?“, fragt uns Miki begeistert und strahlt uns an. Aus der Entfernung können wir ihm da beipflichten. Näher als die drei Meter, die wir entfernt stehen, müssen wir allerdings nicht. Wir bewundern gerne aus der Ferne. Dann zeigt uns Miki noch einen seiner Lieblingssnacks. Er geht mit dem Messer an ein Termitennest, das in einem der vielen Bäume hängt, sticht ein Loch hinein und wartet. Als die ersten Termiten beginnen, das Loch zu begutachten, hält Miki seine Hand hin und lässt einige der Insekten darauf klettern. Dann nimmt er die Hand wieder weg und fängt an die Tierchen genüsslich von seiner Hand zu essen. „Die schmecken super! Wollt ihr auch mal probieren?“, sagt er und macht eine Geste, die uns bedeutet, auch die Hand an die Öffnung zu halten. Nach dem üppigen Abendessen hält sich unser Hunger allerdings in Grenzen und wir lehnen dankend ab. Danach machen wir uns auf den Weg in unsere Zimmer und genießen unsere sehr komfortablen Betten.

Himmlisch! Dieses riesen Bett und dann noch eine Hängematte!

Der nächste Tag beginnt, wie der vorherige aufgehört hat. Mit viel Essen. Das Frühstück, dass uns die beiden Mamis von Miki (wie er sie nennt) servieren, könnte jedem Sternehotel Konkurrenz machen. Pancakes, frische Früchte aller Art, Fruchtsaft, Omelette, deftige Käsepfannkuchen, Kaffee, Tee und vieles mehr. Jetzt sind wir uns sicher. Miki hatte wirklich Angst, dass wir im Wald eine Hunger-Nahtoderfahrung hatten!

Einzig Adrian erscheint nicht zum Frühstück. Laura erzählt, er hat in der Nacht Fieber bekommen und fühlt sich beschissen. Als wir uns am Boot zur Abfahrt treffen, sieht man ihm deutlich an, dass er nicht fit ist. Die beiden beschließen, die heute anstehende Pampatour nach hinten zu verschieben, damit sich Adrian erst einmal richtig auskurieren kann. Schade, so hatten wir uns unsere letzten Tage zusammen nicht vorgestellt.

Mit zwei Leuten weniger geht es für uns nun also auf in Richtung Pampa. Auf der anderthalbstündigen Autofahrt in einem, wir können unser Glück kaum glauben, klimatisierten Jeep, sehen wir bereits die ersten Capybaras (Wasserschweine) am Straßenrand stehen. In einem kleinen Dorf machen wir halt zum Mittagessen. Das Restaurant wird überall damit beworben, dass dort frei lebende Tukane und Papageien leben. Nadi wollte schon immer mal einen Tucan sehen! Jedoch eigentlich in freier Wildbahn. Als wir dort ankommen und die großen Vögel sehen, fällt Owen und Carol, einem französischen Pärchen auf, dass den Tieren jeweils immer ein Flügel gestutzt ist. So viel zum Thema „freilebend“ und „die können noch fliegen“. Das regt uns ziemlich auf und wir hoffen, dass die Tiere wenigstens nach einem Unfall oder einer Verletzung hierher gebracht und nicht nur wegen der Touris verstümmelt wurden!

Nach weiteren zehn Minuten Autofahrt erreichen wir den Anleger, wo uns unsere Fahrer aus dem Auto wirft und uns unser Guide und Bootsfahrer, Juan Carlos, für die nächsten anderthalb Tage schon erwartet. Wir packen unser ganzes Geraffel, sowie Proviant und Wasser auf´s Boot und fahren los. 

Leider kann dieser majestätische Vogel nicht abhauen! Beeindruckend ist seine Erscheinung trotzdem.

Schon nach den ersten zehn Metern zeigt Juan Carlos in die Bäume und sagt: „Schaut da drüben, Paradiesvögel! Und auf der anderen Seite sitzen zwei Schildkröten auf dem Baumstamm!“. Wow! Dass es so schnell geht, bis wie die ersten Tiere sehen, hätten wir nicht gedacht. Juan erklärt uns, dass es derzeit schwierig sein wird, viele Landtiere am Fluss zusehen, da wir gerade am Ende der Regenzeit seien und die Pampa deswegen sehr hoch unter Wasser steht. Deswegen seien die Tiere nicht gezwungen, an den Fluss zu kommen, wo sich auch die ganzen Kaimane und Alligatoren aufhalten. Wenn wir Glück haben, sehen wir aber trotzdem das ein oder andere Pampa-Säugetier.

Wir fahren circa drei Stunden durch große und kleine Flussläufe, durch winzige Kanäle und große Flussbiegungen. Wir sehen Kormorane, Pampa-Kondore (so nennt sie Juan), Kaimane, Alligatoren, rosa Delfine und jede Menge kleinerer Vögel. Mit einem Mal hält Juan das Boot an und sagt: „Seht ihr die kleinen Äffchen da drüben?“. Er zeigt in einen Baum, dessen Äste schon fast ins Wasser hängen und steuert das Boot geradewegs in das Gestrüpp. Die kleinen Äffchen scheinen dieses Vorgehen schon gewöhnt zu sein, denn sie fliehen nicht, sondern sind neugierig und kommen immer näher zum Boot.

Die kleinen Gänge sind teilweise so niedrig, dass man sich unter den Ästen wegducken muss!
Ein bisschen zerzaust, diese Paradiesvögel!
Sogar die Schildkröten liegen überall faul auf den Bäumen herum!
Der Alligator traut sich weniger weit aus dem Wasser als die Schildkröten.
Die Kormorane sehen teils sehr witzig aus, wenn sie ihr Gefieder in die Sonne strecken, um zu trocknen.

Es dauert nicht lange, bis der erste der Kleinen den Sprung auf´s Boot wagt und sich neugierig an der Kühlbox zu schaffen macht. Allerdings bekommt er sie nicht auf und beginnt dann das Boot zu seinem persönlichen Spielplatz zu machen. Kurz drauf folgen viele andere. Sie springen von allen Seiten auf das Boot und schrecken nicht mal davor zurück, die Menschen auf dem Boot als Klettergerüst zu nutzen. Einer der kleinen Primaten springt aus dem Baum auf Adis Schulter, guckt ihn kurz an und hüpft dann munter weiter zum Bug des Bootes, wo der Rest der Mannschaft schon auf ihn wartet.

Da muss es was wirklich interessantes geben!
Manche der kleinen Ganoven sind dann doch etwas entspannter.

Nach zehn Minuten erfolglosen Nahrungsraubzuges auf unserem Boot machen sich die kleinen Äffchen wieder auf den Weg in den Baum und wir setzen unsere Fahrt fort. Absolut verrückt! So etwas haben wir noch nie gesehen. Neben den kleinen Äffchen, bekommen wir nach und nach noch weitere Affenarten zu Gesicht, deren Namen wir allerdings allesamt schon wieder vergessen haben. Wir machen Halt an einer Lodge und Juan zeigt uns deren Haus-Alligator. Der liegt gemütlich im Wasser vor der Küche und wartet darauf, dass Essensreste den Weg in den Fluss finden. Das klappt wohl auch regelmäßig. Juan erzählt uns, dass das nicht allzu unüblich sei. Einer der größten Kaimane mit fast 5 Metern Länge lebt bei einer weiteren Lodge und hat sein Lieblingsplätzchen natürlich auch direkt unterhalb der Küche. Für die Menschen dort sei das kein Problem. Die kennen Pepe schon und freuen sich immer, wenn er da ist. Wenn wir Glück haben, bekommen wir ihn am Abend auch noch zu sehen!

So glücklich sieht ein Haus-Alligator aus, wenn er vor der Küche liegt!

Zuerst geht es jedoch zu unserer Lodge, bei der wir schon mit einer frisch zubereiteten Limonade begrüßt werden. Heute Abend wollen wir noch ein kleines Stück weiter fahren und uns den Sonnenuntergang über der Pampa ansehen. Vorher fahren wir allerdings noch in die entgegengesetzte Richtung. Nadi hat vor der Abfahrt mit Juan gesprochen und gefragt, ob es hier auch Faultiere gäbe. Juan grinst nur und sagt: „Wenn man weiß, wo, dann schon!“. Wie sich herausstellt ist Juan nicht nur Tourguide, sondern eigentlich auch Park-Ranger und kennt sich in dem Gebiet fast blind aus. Wir fahren keine hundert Meter, da hält er auch schon an und zeigt in eine der Baumkronen. Und tatsächlich. Fast nicht als Tier, sondern eher als Termitennest zu erkennen, hängt ein Faultier ganz lässig im Baum und lässt sich die Abendsonne auf den Pelz brennen! Wir können unser Glück kaum fassen, tatsächlich ein Faultier in freier Wildbahn zu sehen! Nadi grinst so breit, dass sie sich fast die Ohren abbeißt und wir machen unendlich viele Bilder. Mit einem fetten Grinsen Im Gesicht fahren wir weiter, um den Sonnenuntergang anzusehen.

Sehr gemütlich sieht´s ja nicht aus, aber schnell die Position wechseln ist ja wohl nicht drin!
Der Positionswechsel dauert dann ja doch bis zum nächsten Morgen!

Der Platz von dem aus wir das tun, ist ein kleines Fußballfeld. Wir setzen uns auf einen Holzsteg, trinken ein kühles Bier vom benachbarten Kiosk und beobachten eine Gruppe von Capybaras, die unbeeindruckt von den Spielenden über das Fußballfeld latscht.

Als die Sonne untergeht, dauert es keine zwei Minuten, bis alle Moskitos der Welt ihren Angriff auf uns fliegen. Alle Touris, die mit den vielen Booten an diesen Ort gefahren wurden, brechen fast schon in Panik aus. Jeder fuchtelt wild um sich und die Schreie, schnell hier zu verschwinden werden immer lauter. Diejenigen, die noch ihr Bier leertrinken müssen, müssen das auf ex tun, da sie sonst vom Rest der Gruppe wild angeflucht werden. Mit einem Affenzahn machen sich alle Boote auf den Weg und versuchen durch den Fahrtwind die Anzahl der angreifenden Moskitos zu reduzieren.

Auf dem Bild sieht man die unendlich vielen Mücken Gott sei Dank nicht!

Als es schon richtig dunkel ist, packen wir alle unsere Stirnlampen aus und Juan erklärt uns, dass man nachts im Lichtkegel der Lampen die leuchtenden Augen der Kaimane und Alligatoren erkennen kann. Die Augen der Kaimane leuchten rot, die der Aligatoren orange. Und tatsächlich, man erkennt schon fast über hundert Meter Entfernung die Augen der Exen, die unter den Ästen und Bäumen im Dunklen versteckt sind. So bekommen wir deutlich mehr zu sehen als tagsüber.

Nach einer Weile kehren wir wieder zur Lodge zurück, essen zu Abend und gehen zufrieden ins Bett.

Am nächsten Morgen stehen wir früh auf. Wir wollen vom Boot aus den Sonnenaufgang ansehen und den Tieren beim Aufwachen zuhören. Um sechs ist also Abfahrt. Wir fahren los und hören, wie langsam die Vögel anfangen zu zwitschern. Immer mehr und immer lauter begrüßen sie den Tag.  Am beeindruckendsten sind allerdings die Affen, die hoch oben im Baum sitzen und mit einem mords Gebrüll ihr Revier markieren. Umrahmt wird dieses Spektakel vom Sonnenaufgang, der den Himmel hellblau und die Wolken Rosa, Rot und Orange färbt. Wirklich beeindruckend!

Nach dem Frühstück geht es direkt weiter zum Piranhas angeln. Das ist allerdings nur von mäßigem Erfolg gekrönt. Gott sei Dank müssen wir hier nicht für unsere eigene Verpflegung sorgen. Juan ist der Einzige, der einen der kleinen Fische aus dem Wasser zieht, und von dem würden wir bestimmt nicht satt.

Hungrig, aber nicht wirklich sättigend, dieser Mini-Piranha.

Danach fahren wir an einen breiten Teil des Flusses, wo schon viele Leute im Waser planschen. Hier halten wir an, und Juan sagt, dass jetzt der Moment wäre, ins Wasser zu springen und mit den rosa Delfinen zu schwimmen.  Wir beschließen lieber an Bord zu bleiben und uns das Schauspiel von außen anzusehen. Die Delfine kommen tatsächlich zu den Menschen und spielen mit ihnen, schwimmen um sie herum, spritzen sie nass und lassen sich sogar manchmal berühren! Dass im gleichen Gewässer Piranhas und Kaimane schwimmen scheint hier keinen zu jucken. Die Delfine passen schon auf, dass nix passiert! Nadi hängt die Füße ins Wasser und wir schauen und das Ganze eine Weile an.

Viel zu viele Touris für die paar Delfine. Trotzdem spielen sie gerne mit den Menschen.
Manche der Wassersäuger mögen die Menschen sogar so gerne, dass sie zum Schmusen kommen.

Irgendwann sagt Juan, dass es Zeit fürs Mittagessen sei und dass wir danach auch schon zurückfahren müssten, damit wir halbwegs im Zeitplan bleiben. Wir fahren also ein letztes Mal zur Lodge, essen ein letztes Mal eines der gigantischen Menüs, die Juans Frau für uns zaubert und fahren dann wieder zurück zum Anleger, wo unser Taxi zurück nach Rurrenabaque schon auf uns wartet. Wir machen einen fliegenden Wechsel mit der nächsten Gruppe und sind schon bald wieder auf dem Weg zurück in die Stadt. Wie zum Beweis, läuft keine fünfhundert Meter entfernt vom Anleger noch ein kleiner Alligator vor dem Auto über die Straße und macht es sich in der feuchten Wiese vor dem Fluss gemütlich. Wenn das nicht ein gelungener Abschied einer beeindruckenden Tour ist!

Nicht gerade das Tier, das man auf einer Wiese erwartet!

Wir fahren schweigend wieder zurück nach Rurrenabaque, genießen die Eindrücke der letzten Tage und sind glücklich darüber, genau diese Tour gemacht zu haben. Mit dem Gefühl, alles gesehen und nichts verpasst zu haben können wir nun also wieder den Weg in Richtung Titicaca-See antreten. Und auf dem Weg dorthin haben wir ja sogar noch eines unserer Highlight vor uns: die Ruta de los Muertes. Die berühmte Straße des Todes 🙂

Bolivien

Deathroad und Titicaca-See

Da wir die Straßenverhältnisse nach La Paz ja bereits kennen und wissen, worauf wir zu achten haben, machen wir uns für unsere Verhältnisse sehr früh auf den Weg. Wir wollen heute nach Coroico fahren, damit wir morgen direkt beim Einstieg zur Deathroad sind und die einst gefährlichste Straße der Welt in Angriff nehmen können.

Wir tanken bei derselben Tankstelle wie beim letzten Mal. Die Frau erkennt uns sofort wieder und gibt uns freundlicherweise erneut den Einheimischen-Preis. Sie freut sich, dass wir wieder gekommen sind, und wünscht uns eine gute Reise. So kann´s weitergehen! Wir fahren gut gelaunt weiter und diesmal kommt uns die Straße nicht mal so bescheiden vor, wie noch vor einer Woche. Wir sind recht zügig unterwegs, bis wir unseren nächsten Tankstopp erreichen.

Ab jetzt haben wir nur noch 70 Kilometer vor uns, bis wir unseren Stopp für die Nacht erreichen. Leider regnet es immer wieder und wir müssen trotz des schwül-heißen Wetters unsere Plastiktüten anlassen. Wir kommen uns vor wie im Dampfgarer.

Wie Sie sehen, sehen Sie nichts! Das Wetter könnte besser sein. Dementsprechend werden die Straßen etwas schmierig.

In einer sehr flachen und ehrlicherweise auch sehr unspektakulären Kurve rutscht Adi im Schlamm bei mehr als 50 km/h plötzlich das Vorderrad weg. Die Honda fällt auf die rechte Seite und fängt an, sich zu drehen. Adi wird wie beim Rodeo abgeworfen und schaut auf dem Hosenboden über den Schlamm rutschend seinem Motorrad zu wie es immer weiter von ihm weg rutscht. Durch die Drehung rupft es leider den Koffer ab, der dann komplett verformt und mit offenem Deckel auf der Straße liegen bleibt. Die Maschine rutsch nun ohne Koffer nur auf dem Kofferträger weiter und schlittert mit dem restlichen Schwung von der Schlammpiste auf die betonierte Brücke und bleibt dort liegen. Adi steht auf, klopft sich die Klamotten halbwegs sauber und geht zu seiner Maschine, um den Motor auszuschalten. Dass Nadi übers Headset erschrocken fragt, ob alles in Ordnung sei, wird erstmal beinahe überhört. Bis auf ein paar dreckige Stellen am Hintern und an der Schulter ist zum Glück nichts passiert. Nicht mal die Regenhose hat ein Loch! Nadi stellt ihr Motorrad auf der Brücke ab. Kaum haben wir uns ein Bild von der Lage gemacht, stehen auch schon einige hilfsbereite Leute da, die hinter der Brücke in einem Freibad gesessen sind, und fragen, ob alles in Ordnung sei. Sie helfen uns die Honda wieder aufzustellen und die verteilten Einzelteile von der Straße zu sammeln. Erst jetzt fällt uns auf, dass bei der Honda beide Fußrasten auf der rechten Seite fehlen. Die Soziusraste wäre ja noch ziemlich egal. Aber die Fahrer-Fußraste ist ein Problem! Das können wir hier jetzt allerdings nicht lösen, sondern nur die abgebrochenen Teile einsammeln und hoffen, dass uns in der nächsten Stadt Jemand weiterhelfen kann. Wir finden die abgebrochenen Fußrasten beide an derselben Stelle. Sie liegen an der metallenen Trennschiene, die den Übergang von der Piste zur Betonbrücke bildet und leider ein bisschen hochsteht. „Wäre diese scheiß Schiene nicht gewesen, wären die Fußrasten wahrscheinlich noch dran!“ Aber das Gemaule hilft ja nix. Während Nadi die weiteren Einzelteile zusammensucht, versucht Adi den verbogenen Koffer so hinzubiegen, dass er wieder am Kofferträger befestigt werden kann. Das gelingt auch so halbwegs. Den Rest der Strecke bis Coroico fährt Adi jetzt halt mit dem rechten Fuß in den Sturzbügel gestellt. Immerhin hat es bei dem Sturz nur die Rasten rasiert. Die Fußbremse ist voll intakt und kann noch problemlos verwendet werden.

Sauber abrasiert! Immerhin der Bremshebel hat nix abbekommen!

Als wir in Coroico ankommen, fragen wir unseren Gastgeber, ob er einen Schweißer im Ort kennt, der Aluminium schweißen kann. Er gibt uns einen Tipp, sagt aber, dass er nicht wisse, ob Aluminium hier schweißbar sei oder nicht. Zur Not müssten wir nach La Paz gehen. Dort gäbe es definitiv jemanden, der das könne. Wir versuchen also unser Glück erstmal in Coroico. Die beiden Werkstätten, die wir anfahren schauen sich die abgerupfte Raste an und schütteln nur den Kopf. „Alu kann hier keiner schweißen. Dazu müsst ihr nach La Paz gehen.“. Na toll… Jetzt müssen wir nicht nur nochmal nach La Paz (was wir unbedingt verhindern wollten…), sondern können uns auch die Deathroad von der Backe putzen. Ohne Fußraste können wir das vergessen! Zumal die Schotterpiste hoch ein bisschen Kontrolle über das Motorrad durchaus wünschenswert wäre.

Die Aussicht von der Hostel-Veranda lässt das Motorradfahrer-Herz höher schlagen. Diese Kurven würden uns erwarten!

Am nächsten Morgen steht Adi wieder einmal sehr früh auf, setzt sich vor das lädierte Motorrad und überlegt, wie er irgendwie ein Provisorium basteln kann, damit wir doch die Deathroad fahren können. Dann fällt ihm ein, dass der verbogene Koffer innen eine Aluverstärkung hat, die derart verbogen ist, dass sie eh nicht mehr gescheit passt. Er nimmt die Verstärkung heraus, bricht einen der Schenkel ab und befestigt das Alu-L mit Zurrbändern, Panzertape und Kabelbindern am Rahmen. Das Endprodukt sieht zwar nicht schön aus, ist allerdings so stabil, dass man problemlos darauf stehen kann und dementsprechend wieder bessere Kontrolle über das Motorrad hat.

Beflügelt durch diesen Überraschungserfolg, beschließen wir, die Deathroad doch zu fahren und uns nach dem Frühstück auf den Weg zu machen. Von Robin in Uyuni, bei dem wir unsere Motorräder geputzt haben, hatten wir den Tipp bekommen, erst nachmittags die enge Schotterpiste hochzufahren, weil dann die ganzen Radtouren schon durch sind, und wir weniger Gegenverkehr haben würden. Da es aber heute Nachmittag regnen soll und wir rechtzeitig nach La Paz zum Schweißer kommen wollen, beschließen wir, doch schon morgens loszufahren.

Nicht schön, aber selten. Das Provisorium hält besser als erwartet.

Die Zufahrt von Coroico ist schon sehr, sehr eng und wir müssen schon hier zwei Mal anhalten und warten, bis Autos an uns vorbeifahren können. „Das geht ja schonmal gut los!“, scherzen wir und rollen langsam in Richtung Fluss hinunter. Der Fluss markiert den Anfang der einst „gefährlichsten“ Straße der Welt. Ab hier endet auch der Asphalt und es beginnt die Schotterpiste.

Bevor die neue Straße gebaut wurde, war diese Straße die Hauptverkehrsanbindung nach La Paz, der größten Stadt in Bolivien. Kaum zu glauben, wenn man die Straßenbreite sich hier so ansieht. Überall stehen Schilder, dass man, nicht wie üblich auf der rechten, sondern auf der linken Seite fahren soll. Falls sich zwei Fahrzeuge begegnen, kann so der Fahrer des Fahrzeugs an der Abbruchkante den Kopf zum Fenster rausstrecken, um zu sehen, ob die Straße unter den Rädern hält, oder wegbröckelt. Befestigtes Bankett sucht man hier nämlich vergebens, weswegen man sich hier sehr stark auf sein Bauchgefühl verlassen muss. Für Motorräder ist das Ganze allerdings ziemlich irrelevant. Außerdem haben wir den Vorteil, am Hang und nicht an der Abbruchkante zu fahren, wenn wir uns auf der linken Seite halten. Also alles halb so wild.

Nach den ersten beiden Wasser-Durchfahrten sind wir wieder voll im Groove und genießen die immer enger werdende und weiter den Berg hochschlängelnde Straße. Wir passieren eine Peaje und wundern uns dann doch ein Wenig, als wir jeweils 25 BOL zahlen müssen, um die Schranke passieren zu dürfen. Für Touristen ist die Straße mittlerweile kostenpflichtig. Immerhin können wir es ein wenig nachvollziehen, muss die Straße ja ab und zu auch von Erdrutschen oder Geröll befreit werden, um sie wieder passierbar zu machen.

Mit jedem Meter den wir weiterfahren, wird das Klima wieder angenehmer! Das ist auch gut so, da die Straße dann doch teils anspruchsvoll zu fahren ist. Dass uns nun auch die ersten Radlergruppen entgegen kommen, die weder ihre Gefährte noch die Regeln der Straße im Griff haben, macht den Konzentrationssport auch nicht einfacher. Allerdings sind nicht nur die Radler hier eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Es scheint so, als wären alle zweirädrigen Fahrzeuge vom Mitdenken befreit und so kommt es fast zu einem Frontal-Unfall, als uns zwei einheimische Motorradfahrer auf unserer Spur entgegenkommen und nicht einmal Anstalten machen, zu bremsen. Wir halten an und warten bis die beiden Idioten an uns vorbei sind. Sie schauen uns wütend an und maulen irgendwas. „Die sollen froh sein, dass wir kein Pickup sind, die fahren normalerweise einfach zu! Sonst wären die schon lange platt!“, mault Adi und wir fahren weiter. Allerdings gewöhnen wir uns jetzt an, vor jeder Kurve lange zu hupen, um etwaigen Gegenverkehr zu warnen, dass er nicht allein auf der Straße ist.

Von oben erkennt man den Verkehr ganz gut. Die meisten Kurven sind aber tatsächlich sehr unübersichtlich…

Die nächste Zweirad-Begegnung ist mit einer großen Gruppe Downhill-Touris, die uns mit einem Affenzahn entgegenkommt. Leider in einer der sehr engen und steilen Stellen der Straße. Adi muss dementsprechend mitten in der Steigung anhalten. Nadi kann zwar weiter unten anhalten, verliert aber wie so oft das Gleichgewicht und schon liegt die BMW mal wieder auf der Seite. Lachend und umringt von Radlern stellen wir die Maschine wieder auf die Räder. Schon kommen die nächsten Radler und rasen mit einem Affenzahn und teils sehr unkontrolliert an uns vorbei und es ist nicht nur ein Mal knapp, dass einer der Radler an Adis Lenker hängen bleibt.

Nachdem die Gruppe durch ist, fahren wir weiter und passieren deren Begleitfahrzeuge, die immer hinter den Gruppen herfahren und Ersatzräder dabei haben, sollte das eine oder andere Fahrrad den Geist aufgeben.

Ein paar solche Begegnungen weiter, kommen wir den Wolken über uns immer näher. Die Straße wird immer nasser und die Wasserfälle, die aus dem dschungelähnlichen Gestrüpp über uns brechen, werden größer und zahlreicher. Eine absolut skurrile und einzigartige Szenerie ist das! So angenehm die Abkühlung weiter unten noch gewesen wäre, so kühl wird es jetzt, wenn man der natürlichen Dusche jetzt nicht ausweichen kann. Bei einem der größten Wasserfälle halten wir an und bestaunen das Naturschauspiel. Natürlich nicht, ohne auch ein paar Bilder zu machen.

Kleiner Mensch, großer Wasserfall!

Wir passieren einen kleinen Aussichtspunkt und machen nochmal Halt. Wie immer treffen wir auf deutsche Touristen. Sie sind auch mit einer Fahrradtour unterwegs und machen hier gerade ebenfalls Pause. Die zwei erzählen uns, dass es weiter oben felsiger und nasser wird und ihr Guide ihnen gesagt habe, dass der obere Teil der gefährlichere Teil der Straße sei. Allerdings sei es zumindest mit dem Rad kein Problem gewesen und wir würden wahrscheinlich mit unseren Maschinen auch keine Probleme haben. Sind wir mal gespannt!

Natürlich können wir nicht gehen, ohne ein Beweisbild gemacht zu haben.

Mittlerweile ist es auch schon früher Nachmittag und die Radler werden deutlich weniger. Nach unserem letzten Stopp kommt uns noch eine letzte Gruppe entgegen, bevor wir die Straße quasi für uns alleine haben.

So gefährlich, wie vorgewarnt, ist der obere Teil der Straße jedoch nicht. Die engsten und rutschigsten Stellen haben wir schon hinter uns und die Sicht ist gar nicht mal so schlecht, obwohl wir jetzt tatsächlich durch die Wolken fahren. Leider hat das zur Folge, dass wir den Blick ins Tal nicht genießen können. Nur manchmal gibt es ein kleines Loch in den Wolken und wir können kurz anhalten und einen kurzen Blick auf die Landschaft unter uns erhaschen.

An der berühmten Stelle, wo alle Reisenden die Bilder mit der so bekannten Abbruchkante machen, halten wir natürlich auch an. Allerdings ist ausgerechnet jetzt die Wolkenschicht so dicht, dass man so gut wie nichts erkennen kann. Wir beschließen einige Zeit zu warten, schließlich ist man ja nur ein Mal da, und warten bis die Wolken einen halbwegs brauchbaren Blick auf die Kulisse frei geben. Nach ein paar Versuchen Bilder zu machen und einer Gefühlten Ewigkeit der Warterei beschließen wir, dass unsere Wolkenbilder reichen müssen und machen uns auf zur Weiterfahrt.

Noch ein paar Kilometer und wir erreichen wieder die neue, gut asphaltierte Hauptstraße die wir auf dem Weg runter schon genutzt haben. Oben regnet es leicht und wir frieren zum ersten Mal seit anderthalb Wochen schwitzen wieder. Fast schon ein Genuss!

Ein Männchen im Nebel. Wenn man oben steht, kann man nicht mal erkennen, dass es eigentlich echt weit runter geht!

Wir ziehen unsere Plastiktüten an und fahren weiter. Auf dem Weg nach La Paz beschließt Adi, dass wir nicht noch einmal in diese Stadt fahren! „Ich will da um´s helle Verrecken nicht nochmal hin! Außerdem hat das Provisorium so gut gehalten, dass ich damit auch locker bis nach Peru komme.“

Wir beschließen also, La Paz so gut es geht zu umfahren und suchen nach einer Möglichkeit nördlich davon zu übernachten. Da sich allerdings der Höhenunterschied von morgens zu abends mal wieder sehr deutlich bei Adi bemerkbar macht, entscheiden wir uns, heute Nacht nicht zu campen, sondern in einem kleinen und eher heruntergekommenen Hostel zu übernachten. Ein großer Vorteil dieses Hostels ist allerdings der direkte Zugang zum Titicaca-See. Und so können wir uns gemütlich auf den Steg der Bootsanleger setzen, den Booten beim Heimfahren zuschauen und den Sonnenuntergang über dem See genießen! Trotz Schädelweh und Atemnot muss Adi eingestehen, dass es hier wirklich schön ist!

Sogar eines der „traditionellen“ Touri-Boote liegt hier vor Anker.

In der Nacht schlafen wir beide eher mäßig, was zur Folge hat, dass wir am nächsten Morgen recht früh wach sind und uns schon zeitig auf den Weg machen können. Nach einer guten halben Stunde erreichen wir die Engstelle des Sees, über die alle Fahrzeuge mit den eher abenteuerlich zusammengeschusterten Fähren geschifft werden müssen. Wir verhandeln einen für uns halbwegs brauchbaren Preis und fahren unsere Motorräder auf die Holzfähre. Es kommen noch zwei Autos und ein weiteres Motorrad dazu und wir haben langsam immer weniger Vertrauen in unser Transportmittel. Wird schon schief gehen!

Sehr spärliche Konstruktion. Aber sie erfüllt ihren Zweck.
Und es gibt noch deutlich schwerere Fracht als uns mit unseren beiden Maschinen!

Nach 20 Minuten erreichen wir, ohne gesunken zu sein, das andere Ufer und verlassen die Fähre. Jetzt sind es noch ca. 20 Kilometer, bis wir unser Tagesziel, Copacabana, erreichen. Wir fahren auf den Parkplatz eines Aussichtspunktes mit tollem Blick über den Titicaca-See. Zeitgleich steigt eine große Reisegruppe aus einem Bus aus. Und bevor wir auf die Aussichtsplattform gehen können, ruft es von hinten: „Servus! Wo kommt ihr denn her?“. Wir sind etwas verdutzt. Wir unterhalten uns eine Weile, wobei sich herausstellt, dass es sich bei den Touris um eine Reisegruppe aus Kempten handelt. So klein ist die Welt! Es geht nicht lange, bis sich eine Traube um uns gebildet hat und wir von allen Seiten ausgefragt werden, was wir so machen, wie lange wir schon unterwegs sind und wohin wir noch wollen. Bevor sie weiter müssen, wünschen sie uns noch alles Gute für unsere weitere Reise. Mit einem Gefühl der Ungläubigkeit und voller Vorfreude auf Peru fahren wir weiter in die Grenzstadt Copacabana und finden einen netten kleinen Campingplatz direkt am See.

Auch Bolivien hat ein kleines süßes Städtchen namens Copacabana!

Als wir unser Zelt aufgestellt und eingerichtet haben, kommt unser Nachbar, Jason aus Kanada, zu uns, stellt sich vor, begrüßt uns in der „Nachbarschaft“ und wir unterhalten uns für eine Weile. Wenig später kommt Jason erneut zu uns und fragt, ob wir Lust hätten, mit ihm und seiner Frau Kara morgen eine Tour auf die Sonnen- bzw. Mondinsel zu machen. Eigentlich hatten wir das nicht vorgehabt, aber die beiden scheinen sehr nett zu sein und außerdem sind wir nur ein Mal hier. Und so lassen wir uns kurzerhand überreden, die Tour zu den Präinka-Tempeln auf den beiden Inseln mitzumachen.

Neben dem „Beast“ von Jason und Kara kommen wir uns mit unserem Zelt mal wieder etwas klein vor…

Am nächsten Morgen werden wir mit dem Auto abgeholt, zum Hafen gefahren und fahren dann mit einem eher notdürftig zusammengeschusterten Boot auf die Isla de la Luna, die Mondinsel.

Bisschen größer hätte das Boot gerne sein dürfen!

Hier wurden in der Inka-Zeit angeblich junge Frauen beherbergt, die darauf vorbereitet wurden, als Gabe an die Götter auf der Nachbarinsel, der Isla del Sol, geopfert zu werden. Die Tempelanlagen auf den beiden Inseln gelten als eine der ältesten der Inka-Dynastie, wurden allerdings bei der Ankunft der Spanier komplett geplündert und zerstört. Nur noch Teile der Grundmauern sind noch original. Der Rest wurde in den letzten Jahrzehnten restauriert bzw. wiederaufgebaut. Allerdings ist sehr deutlich erkennbar, welche Teile noch aus Inka-Zeiten sind und welche aus der Moderne. Die Passgenauigkeit des Mauerwerks der Inkas ist einfach beeindruckend. Dagegen sehen die modernen Versuche aus, wie lieblos dahingerotzt.

Links: Original. Rechts: scheinbar liebloser Restaurationsversuch.
Der größte Teil der Tempel-Stätte wurde in den letzten Jahren restauriert. Nur noch manche Teile sind unangetastet.
So sieht das Grundgerüst eines Mondkalenders aus, von dem keiner weiß, wie er funktioniert.

Unser Guide erklärt uns, wie die Tempelanlagen und auch, wie die Pflanzen auf den Inseln für verschiedene medizinische Zwecke genutzt wurden. Allerdings wird bei seinen Erklärungen leider auch oft klar, dass viel Wissen über die Bräuche und Traditionen der Inka verloren gegangen ist. So kann zum Beispiel heute keiner mehr erklären, wie der Mondkalender auf der Mondinsel funktioniert. Nur dass er funktioniert hat, darüber sind sich wohl alle einig.

Nach einer Stunde auf der Mondinsel fahren wir mit dem Boot weiter zur Isla del Sol. Auf ihr haben zur Inka-Zeit wohl nur Männer gewohnt. Hier steht eine weitere Tempelanlage, in der die Priester zu ihren Göttern gebetet haben und ihnen auch Opfergaben darbrachten. Außerdem befindet sich in der Tempelanlage auch die „Quelle der ewigen Jugend“. Ein heiliger Ort der Inka, an den die Menschen gepilgert sind, ihre Bitten an die Götter formuliert haben und das heilige Wasser der Quelle getrunken haben, um gesund zu bleiben und länger zu leben. Auch heute noch kommen hier regelmäßig die Einheimischen her, huldigen Mutter Erde und erbitten mit Opfergaben wie Zigaretten, Kokablätter und Alkohol die Erfüllung ihrer Träume und Wünsche.

Adi und Jason probieren das mit dem ewigen Leben dann auch mal und gießen sich ein bisschen was von dem frischen Quellwasser über den Kopf. Schaden kann’s ja nicht! Nur trinken wollen wir das Wasser alle nicht. Dafür sind hier definitiv zu viele Schafe unterwegs.

Recht unspektakulär sieht er aus, der Jungbrunnen. Nur das kleine Rinnsal hinten lässt die Quelle erkennen.

Nachdem wir uns mit dem heiligen Wasser die Rübe gewaschen haben, gehen wir zum zeremoniellen Opfertisch. Hier wurden die jungen Frauen von der Nachbarinsel den Göttern geopfert. Die Inka huldigten dabei verschiedenen Naturgöttern. Dementsprechend war nach ihrer Auffassung ein Erdbeben, Vulkanausbruch oder auch das Ausbleiben von Regen ein Zeichen des Zornes ihrer Götter. Um sie wieder zu besänftigen, mussten also je nach schwere des göttlichen Zornanfalls unterschiedlich hohe Opfer dar gebracht werden. Wenn den Aussagen unseres Guides so ohne Weiteres Glauben geschenkt werden kann, war der Opfertisch eher vergleichbar mit einem Schlachthaus, in dem täglich Menschen und Tiere getötet wurden. Aber wie gesagt, viel Wissen über die Bräuche und Traditionen der Inka ging verloren und manche der Angaben sind mit Vorsicht zu genießen…

Immerhin die Aussicht vom Opfertisch ist nicht von schlechten Eltern. Wenn es schon das Letzte ist, was man sieht…

Nach ein paar Stunden machen wir uns wieder auf den Rückweg. Nachdem wir uns von unserem Guide verabschiedet haben, gehen wir in den Aufenthaltsraum des Campingplatzes, plündern den dortigen Bierkühlschrank und lassen den Tag mit Blick auf den See ausklingen.

Der nächste Tag wird genutzt, um organisatorische Dinge zu erledigen. Zum einen benötigen wir eine Haftplicht-Versicherung für unsere Maschinen in Peru und zum anderen müssen wir uns auch mal wieder um den Rücktransport unserer Maschinen nach Europa kümmern. Da sich das jedoch als schwerer herausstellt als gedacht, ist mit diesen Aktionen schon wieder der ganze Tag verbraten.

Abends gehen wir gemeinsam mit Kara und Jason in die Stadt zum Essen. Die beiden fahren morgen weiter nach La Paz und wir wollen uns nochmal einen schönen, gemeinsamen Abend machen. Wir gehen gut essen, trinken das eine oder andere Bier und haben es nochmal richtig witzig mit den beiden. Da die beiden von Nord nach Süd unterwegs sind und dementsprechend schon in Peru waren, können sie uns viele Tipps geben und Highlights empfehlen, die wir auf keinen Fall verpassen sollten. Allerdings haben die beiden aus ihrer Reise eine Lebensart gemacht und sind dementsprechend viel länger unterwegs. Die beiden wollten ursprünglich nur ein Jahr unterwegs sein, sind mittlerweile jedoch seit 2018 auf Reisen und ein Ende ist nicht in Sicht. Dementsprechend müssen wir ihre Tipps ordentlich eindampfen, aber zumindest haben wir schonmal wirklich gute Empfehlungen!

Nicht gerade traditionell Bolivianisch, aber dennoch sehr fein! Unser letzter Restaurantbesuch in Bolivien.

Am nächsten Tag verabschieden wir uns von den beiden, wünschen ihnen eine gute Weiterreise und sind dank ihrer Tipps voller Vorfreude auf das, was uns in Peru erwartet!

Peru

Arequipa und Rainbow-Mountains

Der Grenzübertritt nach Peru verläuft absolut reibungslos. Doch noch bevor wir in das Land einreisen, lernen wir eine Peruanerin in der Warteschlange kennen, die uns warnt, dass der Verkehr in Peru wirklich extrem sei. Es ist also aufpassen angesagt!

Bevor wir jedoch weiter fahren, besorgen wir in der kleinen Grenzstadt erst einmal noch Bargeld und gehen tanken. Zwar ist der Sprit in Bolivien deutlich günstiger (zumindest, wenn man den Einheimischen-Preis bezahlt), allerdings ist er mit 85 Oktan auch qualitativ nicht so ganz das Gelbe vom Ei. Daher füllen wir lieber hier mit gutem 90-Oktan-Sprit auf und freuen uns, als uns die nette Dame zunickt, als wir fragen, ob man mit Karte bezahlen kann. Nach anderthalb Monaten in denen wir alles nur mit Bargeld bezahlen konnten, ist das schon wieder sehr bequem!

Sogar eine Schülerparade wurde abgehalten, um uns in Peru zu begrüßen!

Frisch betankt machen wir uns auf den Weg zu einem nahegelegenen, kleinen Dorf am Titicaca-See, wo ein sehr netter, kleiner Campingplatz auf uns wartet. Bisher ist uns von den Straßen noch nichts aufgefallen, was uns in absolute Hab-Acht-Stellung verfallen lässt. Mal schauen, wie das weiter geht!

Es ist noch früh am Tag, noch nicht einmal ganz 15 Uhr. Wir machen es uns gemütlich und genießen unsere Ankunft in Peru. Woran wir allerdings nicht gedacht haben, ist, dass sich unsere Uhren in Peru um eine Stunde nach hinten gestellt haben. D.h. wir haben zwar eine Stunde hinzu gewonnen, es wird aber auch um eine weitere Stunde früher dunkel. Kurz nach 17 Uhr fängt es an zu dämmern und um 18 Uhr ist es bereits stockfinster. Und wenn die Sonne erst einmal untergegangen ist, wird es hier schlagartig eisig kalt. Wir verkriechen uns dementsprechend früh in unseren Schlafsäcken.

Zeltplatz mit Rosenbeet. Das hatten wir bisher auch noch nicht.

Nach einer gemütlichen, ersten Nacht in Peru machen wir uns auf nach Arequipa. Die Stadt liegt etwas tiefer als der Titicaca-See und wir wollen und müssen dort hin, um die beiden Hinterreifen unserer Maschinen zu wechseln. Wieder einmal haben wir über die Motorrad-WhatsApp-Gruppe einen Kontakt erhalten. Ein Holländer, der in der Stadt Reisemaschinen verleiht und Touren anbietet, hat zusätzlich eine kleine Werkstadt die auch kleinere Reparaturarbeiten anbietet und viele Reifen für große Motorräder auf Lager hat. Wir werden also wenn wir schonmal da sind auch gleich noch das Öl wechseln lassen. Dann reicht´s uns bis zum Ende der Reise!

Es ist Samstag und wir haben nichts zu vereilen. Das Hostel ist schon ausgewählt, das Wetter ist gigantisch und die Straße ist gut asphaltiert. Allerdings bemerken wir jetzt, wovor uns die nette Frau an der Grenze gewarnt hat: die Peruaner haben beim Autofahren weder Sinn noch Verstand! Die Geschwindigkeitsbegrenzungen werden samt und sonders ignoriert (na gut, es ist auch dämlich, eine kilometerlange 30er-Zone auszuschildern, wegen einer kleinen Kurve, die auch mit 80 km/h noch nicht eng wird, aber was soll´s…) und überholt wird überall. Und wir meinen wirklich überall! Kreuzungen, Kuppen oder Passstraßen mit nicht einsehbaren Serpentinen sind kein Grund für den normalen Auto- oder LKW-Fahrer, nicht zu überholen. Man hat ja eine Hupe, wenn man es nicht mehr verbremst. Wir sehen unzählige hirnlose und schlichtweg geisteskranke Überholmanöver auf unserem Weg nach Arequipa. Wir als Zweiradfahrer scheinen generell nicht als Gegenverkehr zu zählen, was uns zum heftigen Ausweichen und wildem gestikulieren zwingt! Die 200 km in die Großstadt sensibilisieren uns jedenfalls für den peruanischen Verkehr und wir stellen fest, dass ab jetzt sehr, sehr vorsichtiges Fahren angesagt ist. Das könnte noch anstrengend werden.

In der Großstadt selbst wird es nicht besser. Ganz im Gegenteil! Wozu Autos Seiten- und Rückspiegel haben, scheint den Peruanern noch keiner erklärt zu haben, zumindest hält es sie nicht davon ab einfach loszufahren oder die Spur zu wechseln, ganz gleich ob von hinten Jemand angefahren kommt. Das Einzige das sie im Straßenverkehr wirklich gut können ist hupen! Und auch wir müssen lernen unsere Hupen einzusetzen, wenn wir hier überleben wollen.

Nach einem mords Gegurke durch die Stadt erreichen wir endlich unser Hostel nahe dem Zentrum. Müde von der Fahrt, legen wir uns erst einmal in unser riesiges Bett und genießen den Luxus eines großen Zimmers mit eigenem Bad. Nach einer Dusche gehen wir noch kurz einkaufen, eine Simkarte besorgen und gehen nach dem Abendessen erneut früh schlafen.

Den heutigen Sonntag wollen wir nutzen um uns die “weiße Stadt“ etwas genauer anzuschauen und einige Kirchen und Musen zu besuchen. Allerdings sind wieder einmal alle Kirchen geschlossen, Öffnungszeiten suchen wir vergebens. Wir fühlen uns wie in Salta, wo Gott auch seine Mittagspause braucht. Hier scheint es wohl der ganze Sonntag zu sein oder zumindest immer dann, wenn wir gerade wieder an den Kirchentoren vorbei laufen. Es später wird uns klar, dass heute kein normaler Sonntag ist, es ist Pfingsten!

Nur von außen zu bestaunen: Die Kirche der Gemeinschaft Jesu.
Auch die Tore der Kathedrale bleiben geschlossen.
Doch es gibt auch ohne Kirchen allerlei nette Straßen und Gässchen zu erkunden!
Nicht alle Gebäue der Altstadt sind weiß!

Immerhin hat das Museum der Andenheiligtümer „Museo Santuarios Andinos“ geöffnet. Wir machen eine kleine geführte Tour mit und bekommen sehr viele Infos zu den Funden aus der Inka-Zeit rund um Arequipa und Cusco. Im Museum werden viele Kunstgegenstände ausgestellt, die als Grabbeigaben bei den, in großen Zeremonien zur Verhinderung von Erdbeben, Dürren oder anderen Naturkatastrophen, geopferten Kindern gefunden wurden. Nicht nur allerlei Mensch- und Tierfiguren, sondern auch kunstvoll gefertigte Gefäße und Kleidungsstücke. Der Detaillierungsgrad der Arbeiten ist wirklich beeindruckend. Da die auserwählten Kinder, die den Göttern auf den Heiligen Bergen geopfert wurden, zu den Zeremonien laufen mussten, wurden bei den Grabstätten auch immer allerlei Utensilien zum Campen gefunden. Leichte Töpfe und Geschirr, eine Art Wanderschuh und robuste Tragetaschen, um das Ganze halbwegs angenehm transportieren zu können. Der Weg der Kinder, die als wertvollstes Opfer an die Götter angesehen wurden, konnte von der Hauptstadt Cusco durchaus mehrere Monate dauern. „Ganz schön fies! Da muss man erst n halbes Jahr laufen und dann schlagen sie dir zum Dank den Schädel ein!“, meint Adi und ist nicht wirklich überzeugt davon, dass es tatsächlich eine solch große Ehre gewesen sein soll, als Opfergabe auserkoren worden zu sein.

In einem recht großen Gebiet in den peruanischen, bis hin zu den argentinischen Anden, wurden in gar nicht allzu ferner Vergangenheit (teils erst in den späten 1990ern bis 2000er) über 20 Kinder-Opfer gefunden, die aufgrund der Höhe (meist über 6000 Meter) und der damit verbundenen Kälte erstaunlich gut erhalten wurden. Einige der so konservierten Leichname wurden somit fast im Original-Zustand gefunden und für Forschungszwecke wieder „nach unten“ gebracht. So auch der Leichnam des kleinen Mädchens Juanita. Ihr Leichnam wurde zu Forschungszwecken unter anderem bis in die USA gebracht. Heute wird sie im Museum in einer Art gläserner Tiefkühltruhe ausgestellt und kann von den Besuchern begutachtete werden. Durch einen Vulkanausbruch wurde das Eis um das Grab dieses Körpers geschmolzen und der Leichnam wurde der Sonne ausgesetzt, weswegen die Haut im Gesicht stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Der Rest des Körpers sowie die Kleidung bleiben vor der Sonne verborgen und sind in dementsprechend gutem Zustand. Auf dem Erklär-Schild vor der Vitrine steht, dass dieses Mädchen die älteste Leiche sei, die jemals im Eis konserviert und später wieder gefunden wurde. Wir beschließen, unseren Guide nicht zu fragen, was Ötzi denn dann sein soll und schauen uns nochmals die fein gearbeiteten Kunstgegenstände genauer an.

Nachdem die Kirchen noch immer geschlossen haben, gehen wir eben etwas essen und machen uns danach wieder auf den Weg zum Hostel. Morgen müssen wir früh raus, um unsere Motorräder in die Werkstadt zu bringen.

Auch wenn die Tore noch immer geschlossen sind, ist abends vor der Kathedrale die Hölle los!
Und die Plätze sind hell erleuchtet.

Wir kommen bei Lars in der Werkstatt an und werden schon erwartet. Die Reifen hat er auf Lager und das Öl für die Honda hat er sogar auch da. Nur für die BMW müssen wir kurz nochmal los, um im nächsten Laden das richtige Öl zu besorgen. Nach einem halben Tag und viel Gerenne durch die Stadt sind die Maschinen wieder frisch bereift und beölt. Adis Fußraste ist jedoch leider nicht zu reparieren. Zwar wäre der Versuch möglich die Raste wieder anzuschweißen, aber die Gefahr dabei die Aufhängung der Hinter-Bremse zu beschädigen ist zu groß. Lars fragt bei Honda in Lima nach, ob die gesamte Aufhängung der Fußraste als Ersatzteil da wäre, ist aber erfolglos. „Die haben das Teil nur für die neuere Maschine da. Deine Maschine ist zu alt, um dafür noch Ersatzteile da zu haben!“. Das ist eine Aussage, mit der wir so auch nicht gerechnet hätten… Aber was soll´s, dann fahren wir halt mit dem Provisorium nach Hause. Hat bisher ja auch gehalten.

Ein Tag später, machen wir uns auf den Weg zurück in die Berge. Die nächsten Tage erwartet uns das absolute Touri-Programm: Rainbow-Mountains, Cusco mit seinen Ruinen und der kolonialen Innenstadt und natürlich Machu Picchu. Doch eins nach dem anderen. Wir fahren über gut asphaltierte, diesmal sogar verkehrstechnisch brauchbare Strecken, durch eine wirklich malerische Landschaft. Wir müssen feststellen, dass uns die Hochebene Perus bisher mit am besten gefällt. Ob das nun daran liegt, dass hier wegen der Hügel um uns herum doch noch deutlich mehr Kurven auf uns warten oder ob es an der Aussicht liegt, können wir nicht mit Sicherheit sagen. Wahrscheinlich beides. Die neuen Reifen können wir auf dem Weg in das kleine Dörfchen, dass ca. 40 Kilometer entfernt von den „Rainbow-Mountains“ liegt perfekt einfahren. „Wenn´s so weitergeht, dann werden die Reifen diesmal nichtmal eckig!“, freut sich Adi. Nach einem schönen Fahrtag und nach einer kleinen navigatorischen Odyssee im Zielort, erreichen wir unseren Campingplatz. Der Besitzer begrüßt uns sehr freundlich und fragt uns natürlich gleich, woher wir kommen, warum wir hier sind und wohin wir noch wollen. Im Laufe unseres Gesprächs stellt sich heraus, dass sein Sohn in Freiburg studiert hat, und er freut sich riesig, dass wir ein gemeinsames Gesprächsthema haben, dass nichts mit den hiesigen Touristen-Hotspots zu tun hat.

Mittagspause!

Am nächsten Morgen machen wir uns sehr früh auf, um noch vor dem großen Touri-Bus-Strom auf der Straße zu den bunten Bergen zu sein. Die Straße an sich führt vorbei am Campingplatz noch einige Kilometer bis ins nächste Dorf und biegt dann ab auf eine Schotterpiste. Obwohl es saukalt ist, sind wir froh so früh losgefahren zu sein. Auf dieser Straße will man keine drängelnden Kleinbusse hinter sich haben, die hirnlos überholen. Die Schotter-Serpentinen führen durch eine wirklich beeindruckende Landschaft. Über kleine Bäche und größere Flüsse, vorbei an kleinen Dörfern und Höfen schlängeln wir uns immer weiter die Straße hoch in Richtung Parkplatz. Die Sonne kommt langsam über die Berge und wärmt uns ein bisschen die Glieder. Leider zeigt die Maschine trotzdem nur 2 Grad an. Naja, besser als die 0 Grad beim Losfahren! An zwei kurz aufeinanderfolgenden Mauthäuschen müssen wir neben dem Parkeintritt angeblich auch die Maut für die Straße bezahlen. Seltsames System. Insgesamt 25 Sol pro Nase, also ungefähr 6,25€. Das können wir uns noch leisten. Wir erreichen den Parkplatz, der bis auf unzählige Motorräder noch relativ leer zu sein scheint. Wir sind wohl tatsächlich noch vor dem großen Ansturm hier!

Die Jungs auf den Motorrädern wollen uns alle gegen Gebühr nach oben, näher an den Gipfel fahren. Wir überlegen kurz, dass wir ja selber ein Motorrad haben, das wahrscheinlich sogar besser den Berg hoch kommt, entscheiden uns dann aber zur Enttäuschung aller „Taxifahrer“, doch zu laufen. Wenn das Navi Recht hat, liegt der Parkplatz auf etwas über 4800 Metern. Wir machen also ein bisschen langsam, damit wir nicht gleich nach den ersten 100 Metern komplett außer Atem sind. Hilft aber nix. Adi ist in letzter Zeit nicht ganz fit und dementsprechend schnauft er trotz der moderaten Wandergeschwindigkeit schon nach den ersten Metern wie eine Dampflok… Hätten wir doch lieber bis hoch fahren sollen? Nein! Nicht so anstellen, sondern hoch laufen!

Nach einer guten Stunde erreichen wir den Gipfel der berühmten Rainbow-Mountains. Das Panorama ist der Hammer! Außerdem steht auf dem Gipfel auch ein Schild, das uns sagt, dass wir jetzt tatsächlich über 5000 Metern sind. Das erklärt auch das schwere Atmen. Wir setzen uns auf eine der Terrassen, lassen die Beine baumeln, frühstücken unser Proviant aus dem Rucksack, glotzen in die Gegend und genießen die Aussicht. Der Strom an Touristen, die sich mindestens genauso schnaufend den Berg hochkämpfen wie wir, wird dichter.

Auch wenn wir nicht so brutal weit gelaufen sind, ist das hier unser erster 5000er 🙂
Das Farbenspiel ist schon sehr beeindruckend!
Wenn man den unteren Teil abschneidet, schafft man es sogar ein Bild ohne Touris zu machen!

Wir schmieren uns gerade ein Brot, als ein kleiner Junge, vielleicht 5 Jahre alt, mit traditionellen Kleidern zu uns kommt und uns die Hand hinstreckt. Scheins will er was von unserem Frühstück abhaben. Wir drücken ihm einen Keks in die Hand. Er starrt uns verständnislos an. Mit dem Keks in der Hand geht er zurück zu seiner Mutter, die ebenfalls in traditionellen Kleidern ein paar Meter neben uns sitzt und ihre Alpacas für die Bilder der Touristen mit bunten Bändeln und Sonnenbrillen schmückt. Er drückt ihr den Keks in die Hand, sie mustert ihn, sagt etwas und gibt ihn ihm wieder zurück. Der Junge kommt mit dem Keks in der Hand erneut zu uns und streckt abermals die Hand hin. Wir fallen schier vom Glauben ab. Der Kleine will nichts zu essen, sondern Geld haben. Das geht gar nicht! So leid uns der Junge auch tut, aber die Masche der Eltern, ihre Kinder zum betteln zu missbrauchen, („da die ja so viel süßer aussehen“) werden wir nicht unterstützen. Die Kinder sollen lieber in die Schule gehen. Als wir ihm das versuchen deutlich zu machen, wird er ungehalten und tritt Nadi in den Rücken und fährt ihr mit der Hand von hinten übers Gesicht. Als wir ihn deswegen anschnauzen, erschrickt er, hält nun aber wenigstens Abstand. Als er dann merkt, dass wir ihm tatsächlich kein Geld geben, setzt er sich hinter uns und isst dann doch den Keks, den wir ihm vorhin gegeben haben. Das ist eine Erfahrung, mit der wir hier oben ehrlicherweise nicht gerechnet hätten. Tatsächlich ist es das erste Mal, dass uns so etwas passiert.

Mit gemischten Gefühlen machen wir uns wieder auf den Weg. Es gibt einen kleinen Weg auf die nächste Bergkette, von der aus man einen schönen Blick ins nächste Tal, dem Red-Valley, haben soll.

Es gibt schlechter Ausblicke beim Frühstück!

Wir laufen los und kommen nach ein paarhundert Metern an einen kleinen Durchgang in einer Mauer. Eine Frau kommt auf uns zu und sagt: „Das macht 10 Soles pro Person.“. Wir zeigen ihr unser Ticket von unten und sagen, dass wir den Eintritt bereits gezahlt haben. Sie lacht und sagt, dass das nur für den Gipfel mit der Aussicht auf die bunten Berge sei. Das nächste Tal koste extra. Hä? Warum muss man denn überall separat nochmal Wegzoll zahlen? Können die das nicht alles in einem Eintrittspreis zusammenfassen? Da Adi nach der zweifelhaften Erfahrung mit dem kleinen Jungen am Gipfel eh schon leicht geladen ist, gibt er der Dame die schon den Abreißblock mit den Tickets in der Hand hat zu verstehen, dass er das für ein bescheidenes System hält und wir drehen wieder um. „Ich hab doch keinen Bock, jeden Meter nochmal extra zu zahlen! Dann sollen se unten schreiben, dass es oben nochmal extra kostet und nicht drauf hoffen, dass es die Leute zahlen, weil sie jetzt eh schon da sind. Das ist doch die Leute verarscht!“. Als wir beim nächsten Trampelpfad, den wir als kleinen Umweg auf dem Weg nach unten nehmen wollen, auch wieder zahlen sollen, beschließen wir (ein Teil unseres Duos jetzt lauthals maulend, ihr könnt euch jetzt aussuchen, welcher Teil…) den Rückweg anzutreten.

Die Gletscher rund um die Rainbow-Mountains wurden von den Inka als heilige Berge verehrt. Irgendwie verständlich.

Schade eigentlich. Die Landschaft hier ist wirklich atemberaubend. Die verschiedenfarbigen Gesteins-Schichten der Rainbow-Mountains sind wirklich etwas, was wir so noch nie gesehen haben. Und die Landschaft drumherum, mit den hohen Bergen und Gletschern ist wirklich sehr schön! Nichtsdestotrotz sind wir froh, als wir wieder unten am Parkplatz sind, auf das Motorrad sitzen und den Rückweg antreten. Jetzt können wir auch die Aussicht von der Straße aus etwas mehr genießen. Wir beschließen für uns, dass wir froh sind, die Rainbow-Mountains gesehen zu haben, aber wir nicht nochmals herkommen würden, sollten wir jemals wieder nach Peru kommen.

Wir gehen auf den Zeltplatz, packen unser Zeug zusammen, bezahlen bei dem netten Besitzer und machen uns auf den Weg nach Cusco. In Cusco wollen wir zu einem Campingplatz, der uns auch von den „Everlandern“ Kara und Jason empfohlen wurde. Der liegt wohl etwas über der Stadt und ziemlich nahe an einer der großen Inka-Ruine „Saqsaywaman“. Wir versuchen unser Glück. Leider schickt uns das Navi quer durch die Innenstadt. Wir fahren sehr, sehr steile, gepflasterte Straßen hoch, um kleine, enge Kurven herum und vorbei an unzähligen Souvenirläden. Wir können uns nicht vorstellen, dass das die Hauptstrecke zum Campingplatz ist. Mit dem Motorrad sind die engen Gassen immerhin kein Problem und wir fahren weiter dem Navi nach. Irgendwann werden wir ja bestimmt ankommen. Nach ein paar weiteren Serpentinen erreichen wir den Eingang zum Campingplatz. Die Besitzerin erklärt, dass derzeit sehr viele Fahrzeuge auf dem Campingplatz abgestellt sind, aber für ein Zelt gäbe es noch genügend Platz und wir können unser Zelt auf der obersten Terrasse aufstellen.

Nix für große LKWs. Wahrscheinlich hätte es auch eine Umfahrung gegeben. Mit dem Motorrad aber kein Problem.

Als wir uns den Campingplatz anschauen, wissen wir was sie meint. Der Platz ähnelt eher einem Parkplatz als einem Campingplatz. Da es hier anscheinend die einzige Möglichkeit ist, ein Reise-Fahrzeug in Cusco für längere Zeit abzustellen, nutzen diese Möglichkeit alle Individualreisenden, um ihren Trip nach Machu Picchu zu machen und ihr Fahrzeug in Sicherheit zu wissen. Eine große Gruppe von schlappen 16 riesigen Safari-Trucks nutzt diesen Platz ebenfalls als Parkplatz. Dementsprechend voll ist es hier. Die Safari-Trucks sind teils dreiachsig, fast vier Meter hoch und teils über zehn Meter lang. Wir stellen unser Zelt im Schatten dieser Reise-Monster auf und kommen uns etwas klein und zum ersten Mal auf dieser Reise ziemlich arm vor.

Erstmals auf der Reise kommen wir uns mit unseren Maschinen nicht mehr protzig vor!

Trotz der Parkplatz-Atmosphäre ist es eigentlich sehr angenehm hier und wir kommen gleich mit einigen unserer Nachbarn ins Gespräch. Die nächsten Tage müssen wir uns endlich einmal mit dem Thema Machu Picchu beschäftigen und uns einen Plan für die kommenden Tage machen!

Peru

Inka-Ruinen

Für heute haben wir zwei Sachen vor. Zum einen müssen wir dringend einkaufen gehen. Im Küchencontainer herrscht gähnende Leere… Zum anderen wollen wir eine der bedeutendsten Inka-Ruinen „Saqsayhuaman“ in Cusco anschauen. Hierzu müssen wir zunächst aber erst einmal versuchen herauszufinden, wie das Ticketsystem für die vielen verschiedenen Inka-Ruinen funktioniert. Kara und Jason haben uns nämlich empfohlen, ein Kombi-Ticket zu kaufen, das die meisten der großen Stätten im Süden abdeckt. Das sei preislich deutlich attraktiver, muss aber explizit angefragt werden, da man sonst nur die deutlich teureren Einzeltickets angeboten bekäme. Zielstrebig laufen wir den Hügel in Richtung Stadt hinunter, nur um dann festzustellen, dass wir zum falschen Eingang gelaufen sind. Da wir keine Lust haben den ganzen Berg wieder hochzulaufen, entscheiden wir uns, zuerst in die Stadt zu gehen, einzukaufen und die Inka Ruine später oder eben erst morgen zu besichtigen. Adi ist immer noch nicht ganz fit und dementsprechend lassen wir es lieber langsam angehen.

Runter noch recht angenehm, kriegt Adi beim Gedanken an den Rückweg schon Atemnot!

Am nächsten Morgen gehen wir vom Campingplatz um eine kleine Kurve ca. 100 Meter die Straße hoch und stehen direkt am Haupteingang zur Inka-Stätte. Wie hatten wir das gestern übersehen können? Naja, egal. Wir gehen ans Tickethäuschen, kaufen das Kombiticket und lehnen dankend die Angebote der vielen Guides ab, die vor dem Eingang versuchen, uns davon zu überzeugen, sie für eine private Führung über das Gelände zu engagieren. An den Info-Tafeln am Eingang verschaffen wir uns einen groben Überblick über das Gelände und laufen los. Schon die ersten Mauern deuten darauf hin, dass diese Anlage ausschließlich als zeremonielle Tempelanlage gebaut und genutzt wurde. Die Passgenauigkeit der teilweise riesigen Felssteine ist wirklich beeindruckend! Die Spalte zwischen den aneinander angepassten Steinen sind so schmal, dass man nicht mal ein Blatt Papier dazwischen bekäme. Wie lange das wohl gedauert haben muss, die unzähligen Felsen aneinander anzugleichen. Diese Bauweise wurde von den Inkas angewandt, um ihre Tempel und Terrassen so gut es ging erdbebensicher zu bauen. Anscheinend hat das auch funktioniert! Auch die trapezförmigen Nischen, Fenster und Türen deuten darauf hin, dass die Inkas das Thema Erdbeben wirklich ernst genommen haben!

Die Stützmauern der Terrassen der Tempelanlage beeindrucken durch die enorme Passgenauigkeit der gigantischen Felsen.
Und hier mit Referenz-Zwerg, um die Größe der Felsen zu verdeutlichen. Ja sie sehen dadurch vielleicht etwas größer aus 😊
Natürlich sind die süßen Alpacas auch wieder dabei 😊

Wir bestaunen die Baukunst der Inka noch einige Zeit, bleiben eine kleine Weile bei den Llamas und Alpacas, die hier auf dem Gelände grasen und machen uns nach ein paar Stunden wieder auf den Rückweg zum Campingplatz. Der nächste Tag wird genutzt, um uns über die hunderten von verschiedenen Möglichkeiten Machu Picchu zu besuchen, zu informieren. Wir entscheiden uns so nah es geht mit den Motorrädern hinzufahren und auf dem Weg noch einige andere Ruinen zu besichtigen.

Leider geht es Adi immer noch nicht besser. Wir verschieben unsere Abreise um zwei Tage und gehen hier erst einmal noch zum Dok und lassen uns ein paar Mittelchen geben, um wieder schneller fit zu werden. Danach gehen wir in die Stadt, um endlich Alpaca-Pullis als Andenken zu kaufen und gönnen uns eines der besten Essen in ganz Südamerika!

Das beste Restaurant, das wir bisher besucht haben! Vorhin haben wir das Alpaca noch gestreichelt, jetzt wird´s verspeist.

Die Route für die folgenden Tage orientiert sich an den Inka-Stätten, die den Weg nach Machu Picchu säumen. Die ersten beiden, kleineren Stätten liegen keine halbe Stunde außerhalb von Cusco. Wir stellen die Motorräder auf dem Parkplatz ab und besuchen als erstes eine Festungsanlage auf dem Handelsweg am Eingang zu Cusco. Von hier oben hat man einen sehr guten Überblick, wie für einen Kontrollposten auch sinnvoll, über den Eingang ins Tal und die Stadt auf der anderen Seite.

Vom Ausguck-Hügel hatten die Wachen einen perfekten Überblick über die Handelswege in die Stadt.

Der nächste Stopp ist eine gefasste Quelle, die zur Wasserversorgung der oberen Stadt und für zeremonielle Wasserrituale genutzt wurde. Auch hier sehen wir unsere Theorie wieder bestätigt. Es scheint tatsächlich so, als seien nur die wirklich wichtigen Gebäude so extrem passgenau gefertigt. Die normal genutzten Gebäude sind aus gröberem Mauerwerk mit Lehmfugen gefertigt.

Die Inka verehrten das Wasser ebenso wie die Berge. So wurden die Quellen ebenfalls so fein wie Tempel ausgearbeitet.

Auf dem Weg zu unserer letzten Ruine des Tages fahren wir an einem kleinen Museum vorbei. Hier werden die verschiedenen Arten der Nutztiere und Textilherstellung erklärt und vorgeführt.

Im Laufe der Führung füttern wir nicht nur Llamas und Alpacas, sondern bekommen zudem noch erklärt, wie die Fasern hergestellt, gefärbt und weiterverarbeitet werden.

Es gibt zwei verschiedene Arten von Alpacas. Die hier heißen alle Bob Marley 😊
Die einzelnen Verarbeitungsschritte der Wolle-Herstellung werden erklärt und vorgeführt.
Die Menge der pflanzlich gefärbten Fasern ist wirklich beeindruckend. Der matte Ton deutet auf die natürlichen Materialien hin.

Die Betreiber des Museums arbeiten auf Spendenbasis und unterstützen mit dem Verkauf der hier fabrizierten Tücher die verschiedenen indigenen Kommunen. Jede der Kommunen stellt Tücher in verschiedene Farben und mit unterschiedlichen Mustern her. Unsere Führerin erklärt uns, woran die unterschiedlichen Muster unterschieden und den jeweiligen Kommunen zugeordnet werden können.

Die Herstellung eines handgefertigten Tuches kann bis zu einem Monat dauern.

Nachdem wir die für uns leider viel zu teuren, handgefertigten Tücher im Museumsladen bestaunt haben, machen wir uns weiter auf den Weg nach Pisac. Auf dem Berg neben dieser kleinen Stadt gibt es eine weitere, größere Inka-Ruine, die wir uns nicht entgehen lassen wollen. Die Ruine ist sehr weitläufig und hat auch mehrere Ebenen und Nutzungseinheiten. Am Eingang sind die Lager- und Festungsgebäude. Dahinter erstrecken sich in den Hang eingearbeitet die für Peru so typischen Terrassen. Hier trifft das zwar nicht mehr zu, aber viele der alten Terrassen werden noch immer bewirtschaftet. Der Aufbau dieser Terrassen war von Anfang an darauf ausgelegt, die Hänge optimal nutzen zu können. Jede einzelne dieser Stufen besteht aus vier Schichten. Die unterste besteht aus groben Gestein darüber wurde feinerer Schotter geschichtet um schließlich als dritte Schicht Sand zu verwenden. Auf den Sand wurde dann die fruchtbare Erd- und Humusschicht aufgetragen, die als Nährboden für die jeweiligen Nutzpflanzen dient. Mit diesem Aufbau war es den Inka möglich, eine brauchbare Bewirtschaftung der unzähligen Hänge aufzubauen und die Ernährung ihres Volkes zu gewährleisten.

Wie so oft sind die Inka-Siedlungen angriffssicher hoch in die Berge gebaut.
Die typischen Terrassen liegen unterhalb und erstrecken sich fast bis ins Tal.

Auch wenn das ein gigantischer Aufwand gewesen sein muss, diese unzähligen Terrassen herzustellen und die Siedlungen und Städte in die Hänge zu bauen, muss man den Inka und den Völkern, deren Siedlungen sie erobert haben, neidlos zugestehen, dass sie sich schon immer mit die schönsten Flecken ausgesucht haben, um sich niederzulassen. Die Kulisse hier ist wirklich beeindruckend. Wahrscheinlich würden wir die Aussicht und die Ruinen nicht ganz so genießen, wenn wir den Weg von unten zu Fuß gekommen und nicht mit den Motorrädern die paarhundert Meter hoch gefahren wären, aber unserer Begeisterung tut das keinen Abbruch. Wir laufen zum Mirador, glotzen eine Weile hinunter ins Tal und auf die Berge die uns umgeben und machen uns dann gemütlich wieder auf den Weg hinunter zum Parkplatz, wo unsere Maschinen schon auf die Weiterfahrt warten.

Wir satteln die Hühner und machen uns auf den Weg nach Ollantaytambo. Hier wollen wir auf einem kleinen Campingplatz in der Nähe des Dorfes übernachten. Es ist schon recht spät, also wollen wir auf Nummer sicher gehen und entscheiden uns für den einzigen Platz, der sowohl auf Google, als auch auf iOverlander vermerkt ist. Als wir dort ankommen, ist das Einzige, was auf die Existenz dieses Platzes hinweist, ein Schild mit dem Namen des Platzes. Das Tor ist jedoch mit einer schweren Kette verschlossen und die Wiese dahinter sieht nicht aus, als wäre dort jemals ein Zelt, geschweige denn ein Camper gestanden. Das war wohl nix. Hier können wir nicht bleiben.

Als wir genervt zurück in das Dorf fahren wollen, winkt uns ein netter, älterer Herr aus einem Eingangstor zu und bedeutet uns, in seinen Garten zu fahren. Es stellt sich heraus, dass er wirklich einen kleinen Campingplatz mit Restaurant betreibt, und er zeigt uns, wo wir für die Nacht unser Zelt aufstellen können. Wir dürfen sogar den kleinen Unterstand mit der Feuerstelle und dem Holzofen, in dem er gerade einen Kuchen backt, zum Kochen benutzen. Mal wieder haben wir richtig Schwein gehabt! Wir machen unser Abendessen und klären mit dem netten Herren noch ab, dass wir morgen bevor wir abfahren ein Motorrad stehen lassen und mit dem anderen zu der Inka-Ruine im Ort fahren, um uns die auch nochmal genauer anzuschauen.

Am nächsten Morgen packen wir unsere Motorräder quasi Reisefertig, verstauen alles auf Nadis Motorrad und machen uns dann mit Adis Motorrad auf zur Ruine. Auch hier wurden von den Inka wieder Terrassen angelegt, Wach- bzw. Lagergebäude errichtet und eine Tempelanlage gebaut.

Von oben hat man einen guten Überblick über das Gelände und die Quellen.

Den sogenannten Sonnentempel haben sie wie so oft ganz oben auf dem Hügel errichtet, von dem aus man einen guten Überblick über den Ort hat. Dementsprechend kann man an diesem Ort sehr gut die Unterschiede zwischen Nutz- und Prunkbauten erkennen. Das hatten wir in dieser Kombination bisher so auch noch nicht gesehen.

Leider ist es wie so oft auf dieser Reise. Wenn man die ersten, großen Tiere, Pflanzen oder Bauwerke sieht, ist man noch völlig überwältigt und begeistert von dem Neuen, was sich einem gerade offenbart. Je mehr man davon dann sieht und darüber erfährt, desto weniger spektakulär sind die Eindrücke noch, die man später vom Gleichen erhält. Das heißt nicht, dass wir desinteressiert durch die Ruine rennen, nur um sagen zu können, dass wir dort waren. Aber man erkennt so langsam Muster in der Bauweise der Inka und verfährt nach dem Motto: Guck mal, schon wieder eine trapezförmige Tür und dieselben detaillierten Ausarbeitungen, wie beim letzten Mal. Zum einen ist das eine Erkenntnis, über die wir uns freuen, weil wir zumindest glauben, den Sinn hinter manchen Bauarten verstanden zu haben, zum anderen haben wir aber auch das Gefühl dadurch die Faszination für eben diese Bauweisen etwas verloren zu haben. Nichtsdestotrotz bleibt es immer wieder erstaunlich, in welche Höhen und an welche Orte die Menschen damals die riesigen Felsbrocken gebracht haben, um dort einen Ort zu schaffen, um ihren Göttern zu huldigen.

Bei den großen Tafeln des Sonnentempels mussten die Sklaven beim Bau wahrscheinlich ziemlich schnaufen!

Ganz verloren geht die Faszination dann wohl Gott sei Dank doch nicht! Das ist auch gut so, denn jetzt machen wir uns auf den Weg zu unserem letzten großen Must-See-Highlight, das wir uns für unsere Reise im Voraus vorgenommen haben: Machu Picchu.

Die Straße die wir uns für heute vorgenommen haben, ist ein gigantischer Bergpass. Der Asphalt ist quasi neu, die Straße ist trocken und das Wetter ist sonnig. Perfekte Bedingungen, um mit den Motorrädern die schier unendlichen Kurven mit immer breiter werdendem Grinsen hochzuballern!

Perfektes Wetter, gigantische Straßen und eine Landschaft die ihresgleichen sucht!

Je weiter wir hoch kommen, desto frischer wird es wieder. Schließlich sind wir mal wieder über 4200 Metern. Dementsprechend sind wir auch gar nicht so traurig, als wir den Scheitelpunkt überqueren und es ab nun wieder runter in wärmere Gefilde geht. Leider ist die andere Seite des Berges etwas wolkenverhangen. Auch die Straße, die bisher so gigantisch gut war, wird schlagartig schlechter. Schotterabschnitte wechseln sich mit schlaglochübersäten Asphaltstücken ab. Die Feuchtigkeit und die teils doch tiefen Temperaturen scheinen der Straße hier oben deutlich zuzusetzen.

Je weiter wir nach unten fahren, desto besser wird auch die Straße wieder und es wird wieder richtig warm. Als wir auf die Schotterstraße zu dem kleinen Ort, den wir heute erreichen wollen, abbiegen, sagt das Navi, dass wir uns auf nur noch 1300 Metern befinden. Das erklärt auch, warum es hier unten wieder so warm ist… Wir haben die hohen Ausläufer des Regenwaldes erreicht.

Ab hier sind es noch ca. 30 Kilometer Sand- und Schotterpiste. Die Straße scheint nach Aussagen unserer Reise-App schon seit vielen Jahren eine Baustelle zu sein. Dementsprechend stehen wir oft an Sperrungen, hängen hinter Lastwagen oder müssen den Kippern ausweichen, die uns mit einer abartigen Geschwindigkeit entgegenrauschen, ohne auszuweichen oder mal kurz zu bremsen. Die Fahrt dauert deswegen ein bisschen länger.

Als wir nach zweieinhalb Stunden LKW-Slalom endlich in Hydroelectrica, dem kleinen Ort von dem aus es nur noch zu Fuß weiter nach Machu Picchu geht, ankommen, sind wir gottfroh auf einem kleinen Privatparkplatz unser Zelt aufstellen zu dürfen. Der nette Besitzer schließt uns sogar das Bad auf, damit wir ein WC (und eine kalte Dusche) für die Nacht haben. Wir machen uns noch schnell was zu essen und hauen uns zeitig auf´s Ohr. Morgen wollen wir früh los und davor müssen wir unser Zeug noch zusammen packen. Wir müssen rechtzeitig in Machu Picchu Pueblo ankommen, um unsere Tickets für den darauffolgenden Tag zu kaufen. Und die Tickets sind anscheinend begrenzt. Früh aufstehen lohnt sich also.

Die Wanderung ist unspektakulär an den Gleisen entlang. Allerdings glauben wir, dass wir oben am Berg die Ruine erkennen können.

Tatsächlich schaffen wir es, uns halbwegs frühzeitig auf den Weg zu machen. Der Weg nach Machu Picchu Pueblo ist knappe 11 Kilometer lang und führt hauptsächlich an den Bahngleisen entlang. Den Zug könnten wir auch nehmen, aber der fährt nur zwei Mal am Tag und ist uns schlicht und einfach zu teuer. Wir machen lieber ein bisschen hinne und erreichen nach nicht ganz zwei Stunden das Dorf. Als wir im Rathaus die Tickets für den Ruinenbesuch kaufen möchten, bekommen wir zunächst nur eine Wartenummer ausgehändigt und gesagt, dass wir um vier Uhr wieder kommen sollen, da würden dann die eigentlichen Tickets für den nächsten Tag verkauft.

Wir haben nun also noch fünf Stunden Zeit, um uns im touristischsten Dorf Perus eine Unterkunft und etwas zu essen zu suchen. Das gelingt uns auch tatsächlich relativ schnell. Um kurz vor vier machen wir uns auf den Weg zurück zum Rathaus. Als wir dort ankommen, warten auch schon gefühlte weitere 300 Leute. Wir haben die Nummern 215 und 216. „Scheisse, wenn die bei eins anfangen, stehen wir hier bis morgen früh…“, quängelt Adi. Wir sind sehr erleichtert, als die Wartenummern ausgerufen werden und sie bei 200 anfangen! Wir sind also mit eine der Ersten, die an den Ticketschalter gehen können und haben sogar das Glück, uns sowohl Uhrzeit, als auch jeden der vier Wege aussuchen zu können. Wir bekommen erklärt, dass es nicht erlaubt ist, vom Weg abzuweichen bzw. wieder rückwärtszugehen, falls man sich doch mal verlaufen sollte. Wenn das passiert, wird man auf dem schnellsten Weg wieder zum Ausgang gebracht und hat dann halt Pech gehabt… Das hört sich für uns mal wieder etwas nach Abzocke an, aber was haben wir hier auch anderes erwartet?

Der kleine Fluss mitten durch die Stadt macht das Touri-Kaff halbwegs idyllisch. Ringsum Legionen von Menschen.

Um uns den Weg hoch morgens zu sparen, beschließen wir, wie die restlichen, faulen Touris den Bus zu nehmen und uns die Serpentinen bis zum Eingang hochfahren zu lassen und kaufen für den nächsten Tag auch noch gleich ein Busticket für uns beide.

Als wir am nächsten Morgen in der Warteschlange zum Bus stehen, quatscht uns mal wieder eine der vielen Touristen-Führerinnen an und fragt uns, ob wir an einem Guide für Machu Picchu interessiert wären. Wir reden eine kleine Weile mit ihr und einigen uns darauf, dass wir eine Führung machen, wenn sie noch zwei weitere Personen mit dem gleichen Ticket findet, die sich der Führung anschließen. Die Führung ist zwar, wie alles hier, etwas teurer als bei den restlichen Stätten, aber wir beschließen, hier lohnt sich eine Führung wohl doch am meisten. Außerdem geht der Rundgang zwischen drei und vier Stunden. Somit ist der Stundenlohn unserer Führerin geringer als der ihrer Kollegen der anderen Ruinen und wir glauben, dass wir mit einigen zusätzlichen Infos vielleicht doch das ein oder andere Detail mehr sehen können. Dass unsere Gruppe dann doch nur aus drei Personen besteht, ist dann auch nicht weiter tragisch und wir machen uns mit dem Bus auf den Weg. Die Aussicht ist super heute. Unten hängen noch ein bisschen die Wolken in den Hängen, aber oben haben wir bestes Wetter. Das haben wir von anderen Reisenden auch schon anders berichtet bekommen. Wenn man am Aussichtspunkt steht und von dort nur Nebel bzw. Wolken sieht, soll die Inka-Ruine gar nicht mal soooo beeindruckend sein!

Nachdem wir mit den vielen anderen Touristen eine Weile am Eingang gewartet haben, gehen wir endlich auf das Gelände! Was uns gleich auffällt ist, dass die Gebäude hier allesamt sehr steile Satteldächer gehabt haben. Dachneigungen von weit über 45 Grad waren hier wohl nötig, um mit den Strohdächern bei Starkregen dafür zu sorgen, dass kein Wasser durch die Dachhaut drücken konnte und die darunterliegenden Wohnungen oder Lagerräume flutete. Was als nächstes auffällt ist, dass auch hier die meisten Gebäude aus grobem Mauerwerk bestehen. Nur die Tempelanlagen sind wieder so sauber gearbeitet, wie wir das aus Saqsayhuaman kennen. Unsere Führerin bestätigt unsere Annahme, dass die genaue Bearbeitung der Mauern nur für besondere Gebäude zur Anwendung kam. So also bei den Tempeln, oder beim Königspalast. Gebäude die etwas repräsentieren oder eben lange überleben sollten. Der Großteil der Gebäude Machu Picchus waren jedoch Lager-, Wohn- und Industriegebäude, die mit dem Lehmmauerwerk ausgeführt wurden. 

Unsere Führerin erzählt uns auch, dass die Wege der Inka, deren Terrassen und der größte Teil der Gebäude auf dem gesamten Gelände noch in Originalzustand seien. Für die Häuser mit Dach trifft das offensichtlich nicht zu, aber die restlichen Ruinen sind wohl nur gesäubert worden und sonst nichts. Ob das so zu hundert Prozent zutrifft, sei mal wieder dahingestellt. Doch Fakt ist, dass die Spanier Machu Picchu nie gefunden haben und daher auch von diesen nicht zerstört wurde.

Die Gebäude sehen für unseren Geschmack etwas zu gut aus, um original sein zu können!

Wir laufen einen kleinen Umweg über einen alten, schmalen Weg, dessen Oberfläche keinen Zweifel daran lässt, dass er tatsächlich noch aus Inka-Zeiten kommt. Am Ende des Weges stehen wir auf einer Aussichtsplattform und sehen von dort die „Inkabrücke“. Die Brücke wurde von den Stadtbewohnern als Fluchtweg errichtet, sollte es zu einem Überfall von befeindeten Völkern kommen. Die Inka konnten über die Holzbalken fliehen und die letzten haben sie dann ins Tal geworfen, damit die Verfolger nicht nachkommen konnten. Der weitere Weg war dann wohl sehr, sehr steil, schmal und gefährlich, weswegen die Fluchtlösung wohl nicht die Erste Lösung gewesen sein kann…

Der Weg über die Inkabrücke ist so schmal, dass man dort jedenfalls nicht nebeneinander gehen kann!

Der Spanier wegen mussten die Inka nicht aus Machu Picchu fliehen. Den Kolonialisten wurde die Existenz dieser Stätte verschwiegen. Deswegen wurden die Ruinen, die damals noch nicht einmal ganz fertiggestellt waren, offiziell erst 1908 von einem Peruaner wieder entdeckt. Und 1911 durch die ersten Bilder der Öffentlichkeit präsentiert.

Auf dem Rückweg von der Brücke offenbart sich uns der klassische Postkarten-Blick auf die Ruine. Natürlich sind wir nirgends auf dem Gelände so allein, dass man Bilder ohne andere Menschen machen kann, aber das war uns ja auch von vornherein klar.

Der berühmte Blick auf die Ausgrabungsstätte.

Wir gehen die Treppen ins Dorf hinunter und laufen durch das fein gearbeitete Stadttor mit seinem noch gut sichtbaren Verschlussmechanismus und begutachten die teils zweistöckigen Lager- und Wohnräume. In einem der Fenster sitzt ein Chinchilla in der Sonne und lässt die vielen Bilder, die die Touristen von ihm machen geduldig über sich ergehen.

Auf dem Weg durch die Ruinen erzählt uns unsere Führerin, dass der Name Machu Picchu vom gleichnamigen, benachbarten Berg kommt. Auf Quechua bedeutet „Machu Picchu“ nichts anderes als „Alter Berg“.

Der kleine Berg nebenan ist zwar wahrscheinlich gleich alt, aber halt nun mal kleiner, weswegen der übersetzt, nur „kleiner Berg“ heißt. So einfach kann die Namensgebung sein!

Auf dem Weg zurück zum Ausgang grinst unsere Führerin und sagt: „Wir gehen jetzt einen anderen Weg. Der Tempel des Kondors ist interessanter als der Weg für den ihr bezahlt habt!“. Wir stellen fest, dass es schlussendlich keinen interessiert welchen Weg wir tatsächlich nehmen. Wir gehen also einen anderen Weg zum Ausgang und lassen uns den in Stein gehauenen Kondor erklären. Immerhin erkennt man hier mit Erklärung wirklich halbwegs das Tier!

Mit gaaaanz viel Fantasie kann man hier einen Kondor erkennen! Der Kopf mit Kragen liegt auf dem Boden. Nicht gesund!

Nach dem Kondor-Tempel bleiben wir noch eine kleine Weile auf dem Gelände und schauen uns die Szenerie und die Landschaft um uns herum an und lassen die Eindrücke der vergangenen dreieinhalb Stunden noch ein wenig auf uns wirken.

Trotz der vielen Menschen sind wir Glücklich den Weg auf uns genommen zu haben. Und die Aussicht ist mal wieder super!
Natürlich darf auch hier das Kamel nicht fehlen!

Dann treten wir den Abstieg über die lange Treppe hinunter zum Fluss an. Wir wollen schauen, dass wir zeitig auf unserem Parkplatz ankommen, damit wir noch gemütlich im Hellen kochen und das Zelt aufbauen können, alles für die Abfahrt morgen vorbereiten und dann zeitig losfahren können. Wir laufen die Strecke die wir uns am Herwärts so beeilt haben, gemütlich zurück und kommen tatsächlich wie erhofft noch früh genug auf dem Parkplatz an. Erst auf dem Rückweg stellen wir fest, dass man bereits von Hydroelectrica aus Machu Picchu auf dem Hügel sehen kann. Nach einem sehr einfachen Essen (es gibt zur Feier des Tages mal wieder Nudeln mit Tomatensoße!) gehen wir, wie immer hier beim Zelten, schon sehr früh schlafen.

Am nächsten Morgen sind wir so früh unterwegs, wie noch nie! Das ist ganz gut so, denn so ist die Temperatur noch ganz angenehm und wir müssen auf den ersten Kilometern Schotter-Baustelle nicht so sehr schwitzen! Zumindest nicht wegen der Temperatur. Der Fahrstil der Peruaner bringt auf der staubigen, und da wo bewässert wurde auch teils sehr schlammigen Einbahnstraße, die ein oder andere spannende Situation mit sich.

So müssen wir beispielsweise nach einer Kurve voll in die Eisen gehen, weil vor uns ein Kipp-Laster rückwärtsfährt, um einem, ihm entgegenkommenden Sattelschlepper auszuweichen. Da der Kipper immer weiter zurückkommt, müssen wir auch umdrehen bzw. ausweichen. Die Autos hinter uns hupen und drängeln. Das geht allerdings nicht, da die LKWs alles blockieren. Nun müssen alle rückwärts um die letzte Kurve fahren und irgendwie versuchen, den Sattelzug vorbeizulassen. Der verfährt wie immer nach dem Recht des Stärkeren und fährt einfach langsam weiter. Nadi kann sich in einer kleinen Bucht hinter einem Pickup halbwegs brauchbar verstecken, um den LKW passieren zu lassen. Adi muss im Straßengraben das Motorrad fast schon ablegen, damit der Anhänger nicht über die Maschine rollt, als er an Adi vorbei fährt. Nach zehn Minuten Verkehrschaos sind wir dann zwar etwas schmutzig, aber unbeschadet wieder auf der Strecke. Die Arbeiterinnen, die hier den Verkehr mit Funkgerät und Handschildern regeln, haben hier richtig gepennt. Denn eigentlich sind sie dazu da, dass genau solche Situationen nicht zustande kommen. Allerdings werden die Damen oft auch einfach von den wütend hupenden Einheimischen, die dann einfach durch die Absperrungen heizen, ignoriert und so muss man auf diesen Straßen einfach mit allem rechnen…

Naja, was solls, nach ein paar weiteren, verhältnismäßig unspektakulären Kilometern erreichen wir wieder die Hauptstraße und machen uns auf den Weg in Richtung Berge.

Der Pass führt uns wieder zurück auf dem Weg, den wir auch gekommen sind. Diesmal jedoch mit besserem Wetter. So können wir unterwegs die gigantische Aussicht noch einmal so richtig genießen.

Mit dieser Aussicht fährt man eine Strecke gerne zwei Mal. Vor allem wenn das erste Mal nix gesehen hat!

Für die Nacht bleiben wir in einer kleinen Stadt in den Bergen auf einem sehr gemütlichen (und für peruanische Verhältnisse recht teuren) Campingplatz. Morgen wollen wir früh los, da wir so langsam etwas Strecke machen müssen, um unser Ziel „Kolumbien“ noch stressfrei in der uns noch verbleibenden Zeit zu erreichen. Allerdings freuen wir uns auf die nächsten Fahrtage, da in dieser Landschaft das Motorradfahren einfach wieder Spaß macht und wir noch einige kurvige Bergstraßen vor uns haben 😊

Fahr far reaches